Morkaarun - Land der Schatten

Mieron erstarrte. Der Geruch von magischem Blut, Elfenblut schlug ihm entgegen. Mit zusammengekniffenen Augen fuhr er herum und starrte in die Richtung aus der er die verräterische Fährte wahrnahm. Es kam aus der Richtung, in der das Meer lag.
Mieron warf Lacrima einen kurzen Blick zu und setzte dann los. Er bewahrte noch immer kühlen Kopf, er war noch er, nicht das grausame Monster, nicht der Dämon.
Bald durchbrach der die Wasseroberfläche und tauschte erneut in die fremde Welt ein, die unter den dunklen Fluten lag. Er sah das Wesen, dass zuvor ihn und Lacrima angegriffen hatte, das einen zierlichen Körper nach unten zog, Blut strömte aus ihrem Hals.
Mieron drückte gegen das Wasser und schoss wie ein Pfeil auf das Wassermonster zu. Mit festem Griff umschloss er das Kiefer des Wesens und öffenete es gewaltsam. Er vernahm ein lautes Knacken, als sein Unterkiefer barst. Auch das Blut des Unterwasserwesens strömte aus der Wunde, das ätzende Blut.
Schnell zog Mieron die Elfe von dem leblosen Körper weg, wurde dabei selbst an der Wange aufgeätzt, er spürte ein brennen und sah ein wenig schwarzes Blut, ansonsten konzentrierte er sich noch auf die Elfe.
Erneut wirbelte er das Wasser auf und schoss, mit der Elfe in den Armen, aus dem Wasser.
Er wusste nicht wie genau, aber irgendwie kam er an den Strand. Er hielt die Elfe immer noch fest, umfing sie regelrecht. Die Wassertropfen glitzerten seltsam in seinen Haaren und auf seiner nackten Brust.
Vermutlich wirkte er auf die Elfe wie ein lebensrettender Engel, da sie nicht ganz bei bewusstsein zu sein schien.
Innerlich lachte er hart auf. Er, ein Engel? Eher das Gegenteil...
Er fragte sich wie er auf den Gedanken gekommen war.

Aryata spürte nichts mehr, nur die brennende Wunde an ihrem Hals. Sie spürte, wie die letzte Kraft sie verließ. Sie bewegte sich nicht mehr und wartete auf den Tod. Plötzlich wurde sie von jemandem dem Maul der Bestie entrissen und spürte starke Arme, die sie an Land trugen. Erst lag sie nur so da und spürte, wie ihr eigenes Blut an ihrem Hals herunterrann. Sie atmete flach und stoßweise, doch ihre Sinne schärften sich und sie breitete sie aus wie tastende Fühler. Als erstes registrierte sie das Wesen, das sie aus dem Wasser gezogen hatte. Ein beißender, unangenehmer Geruch stieg ihr in die Nase. So etwas hatte sie noch nie gerochen. Ihre Lider flatterten, sie öffnete langsam die Augen und sah ihrem Retter in die Augen. Diese Augen waren irgendwie beunruhigend und doch verlor sie sich in ihnen. Sie hatte noch nie so schöne Augen gesehen. Wie verzaubert lag sie da und konnte den Blick nicht abwenden. Ihre Lippen verzogen sich zu einem vorsichtigen Lächeln, sie klimperte mit den Wimpern und schimpfte innerlich mit sich selbst:

Ary, was machst du da? Du machst einem jungen Mann schöne Augen und benimmst dch wie eine alberne, oberflächliche Tussi! Was soll das? Du kennst ihn seit 2 MInuten und schon bist du dahin...

Sie hörte nicht auf die innere Stimme, ihr Herz pochte wie verrückt und sie fragte sich, ob sie, durchnässt, wie sie war, einigermaßen normal aussah. Ihr Retter wirkte wie ein vollkommener Engel.

Was hast du denn nur für Gedanken?? Schämst du dich nicht? Fehlt nur noch, dass du sie laut aussprichst!

zeterte die Stimme in ihr. Benommen schüttelte sie den Kopf und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.

Du... du bist so wunderschön...

Ary hielt erschrocken inne. Was hatte sie gerade gesagt? Sie hätte sich dafür ohrfeigen können. Sie lag auf einem Felsen, mit einer Wunde am Hals und machte einem fremden Mann ein Liebesgeständnis?

Okay, Aryata, jetzt bist du völlig durchgeknallt...

Lacrima hatte Mieron anfangs nur verwirrt, total verwirrt nachgeschaut. Was war jetzt los? Was machte er? Erst blieb sie einfach stehen und dachte das sie einfach auf ihn warten sollte, doch dann wurde sie ungeduldig, sehr ungeduldig sogar und somit lief sie einfach seiner unverkennbaren Geruchsspur hinterher. Als sie ankam, verschlug es ihr fast die Sprache. Nicht nur weil Mieron gerade etwas anders aussah als sonst, was hauptsächlich am Wasser lag, sondern auch weil dort eine Elfe lag und ihn anschmachte. Sie bekam gerade noch mit was die Elfe zu Mieron sagte.

,,Du... du bist so wunderschön...?! Hab ich mich gerade verhört oder was?!

Innerlich kochte Lacrima vor Wut, lies sich aber vorerst nichts anmerken. Vorsichtig schritt sie zu den Beiden heran.

Hallo, was ist denn mit dir passiert?,

fragte sie höflich und lächelte.

Aryata rügte sich selbst und wandte den Kopf, als eine Vampirin herantrat. Sie lächelte höflich, doch tief in ihrem Inneren konnte Aryata sehen, dass sie sehr wütend war. Nur auf was? Da fiel ihr ihre peinliche Aktion von vorhin ein. War die Vampirin etwa deswegen sauer? Sah ganz danach aus.

Hallo... Ich... ich bin Aryata

sagte sie und lächelte die Vampirin an.

Ich wurde von einem Monster angegriffen und...

Sie fuhr mit den Fingern unbewusst an ihren Hals, wo das Blut immer noch hinunterrann.

und er...

Sie blickte dankbar zu dem Mann

hat mich gerettet.

Innerlich schimpfte sie schon wieder mit sich selbst.

Die beiden müssen dich ja für vollkommen durchgeknallt halten... Toll gemacht, Ary... Wirklich toll...

Lacrima schaute zu Aryata herunter und gab sich nun noch mehr Mühe zu lächeln.

Achso, er hat dich gerettet. Das war aber sehr höflich von ihm...

Sie sah bei ihren letzten Worten zu Mieron herüber und betrachtete ihn einmal ausgiebig. Etwas in ihr lachte laut, ein anderes Etwas in ihr war hin und weg. Er sah in dem Blickwinkel so anders aus, so fremd... so engelsgleich. Innerlich hätte sie nun eigentlich brüllen müssen vor lachen. Mieron und ein Engel? Das war eigentlich Ur-komisch.

Welches Monster war es denn??? War es...

Sie schaute zum Meer und roch Blut, viel Blut... Ja, es war wohl dieses riesige Raubtier das auch sie und Mieron angegriffen hatte.

Aryata versuchte, den engelsgleichen, jungen Mann nicht zu beachten,

Es war so ein großes Vieh mit gefährlichen Augen..

Sie konnte es beinahe selbst nicht beschreiben, so furchterregend hatte es ausgesehen.

Doch gottseidank war ihr persönlicher Engel im letzten Augenblick erschienen und hatte sie gerettet

dachte sie und lächelte die Vampirin immer noch an, obwohl die ein eher gezwungenes Lächeln aufgesetzt hatte...

Mieron hatte die Elfe auf einem großen Stein abgelegt und beobachtete die beiden Mädchen nun von einigem Abstand. Er stand an einen Baum gelehnt da und versuchte, sich ein schmunzeln zu verkniefen, was ihm aber nicht ganz gelang. Er hatte mit seiner Vermutung richtig getroffen. Die Elfe war zu benebelt um zu erkennen, was er war und hielt ihn nun für einen Engel. Erneut schluckte er das Lachen herunter, als er Lacrimas Verärgerung wahrnahm.
Er wischte sich kurz über die Wange, an der noch ein wenig schwarzes Blut klebte, durch die Verätzung, die er sich beim kämpfen mit dem Monster zugezogen hatte.
Wen er die beiden Mädchen und ihren ,,Konkurenzkampf" noch schüren würde, könnte es witzig werden.
Manchmal mochte er seine Ausstrahlung, wie sie auf andere magische Wesen wirkte und genau deshalb fühlte er sich noch mehr zu Lacrima hingezogen. Sie war nicht gleich auf ihn hereingefallen.

Ja, es war genau das Monster, mit dem wir es auch schon zu tun hatten... ich dachte ich hätte es vorhin schon ausgeschaltet... so kann man sich täuschen, aber Gott sei dank ist ja nichts passiert...

einer seiner Mundwinkel zuckte für einen kurzen Augenblick nach oben, wem von beiden es galt war nicht herauszusehen.

Er ließ sich am Baum nach unten sinken, wobei sich sein Mantel links und rechts von ihm ausbreitete.

Ich bin übrigens Mieron...

er ließ eines seiner Lider halb nach unten zucken, sodass es beinahe wirkte wie ein Zwinkern.

Lacrima verdrehte leicht angedeutet die Augen, drehte Mieron dabei kurz den Rücken zu und atmete zischend aus. Als sie sich wieder umdrehte sah sie nur noch wie Mieron soetwas wie ein Zwinkern zustande brachte, sodass sie unbewusst die Hände zu Fäusten ballte.

Aber jetzt ist es doch tot, oder?? Ich meine, wirklich mausetot, ja?

Ihre Stimme klang ganz unterschwellig etwas gereizt aber es war kaum zu hören.
Noch etwas wunderte sie, Mieron sah ziemlich belustigt aus, und das machte sie einerseits misstrauisch andererseits etwas wütend.

Als Aryata Mierons Stimme hörte, schlug ihr Herz nur noch schneller. Ihre innere Stimme konnte wieder einma nicht den Mund halten:

Du kennst ihn nicht mal! Vielleicht ist er böse? Vielleicht bringt er dich in den nächsten Sekunden um!!! Wie wäre das??

Aryata schüttelte den Kopf und versuchte, diiese nervende Stimme loszuwerden, doch sie ließ sich nicht abschütteln und sprach beschwörend auf sie ein.

Warum hat er mich dann gerettet, wenn er mich umbringen wollen würde??

fauchte sie zurück.

Vielleicht will er dich in die Irre führen...

Ach ja? Warum sollte er denn?? Er hätte mich doch schon längst umgebracht, wenn er wirklich die Absicht hätte, mich zu töten

gab Ary zurück. Warum konnte diese innere nicht einmal einfach die Klappe halten??

Sei jetzt sofort still und belästige mich nicht weiter

knurrte sie in Gedanken. Doch die Angesprochene redete unbeirrt weiter:

Wasist nur los mit dir, Ary? Seit wann verknallst du dich in den erstbesten Jungen, der dir in den Weg läuft? Und seit wann machst du ihm gleich ein Liebesgeständnis? Dieses Monster muss dich ja sehr erschreckt haben, dass du deinen Verstand verloren hast!

Die innere Stimme klang beinahe besorgt, wie eine Mutter, die am Krankenbett ihres Kindes sitzt. Aryata dachte über die Worte nach. Sie wusste auch nicht, was in sie gefahren war, dass sie sich so benahm. Ohne zu wissen, was sie tat, setzte sie sich auf und knurrte die Vampirin unfreundlich an.

Verschwinde!

Was soll das denn jetzt schon wieder??? Jetzt hast du deinen Verstand aber schon komplett verloren. Was machst du, wenn sie dich angreift? Du siehst doch, dass es sie beinahe vor Eifersucht zerfrisst!

Aryata versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie konnte nur mehr an ihren persönlichen Engel denken. Und diese Vampirin sah so aus, als wolle sie ihn ihr wegnehmen!
Schwankend stand sie auf, biss die Zähne zusammen und funkelte die Vampirin an

Er gehört mir!

Ary, weißt du eigentlich, dass du ein hoffnungsloser Fall bist??

seufzte die Stimme in ihr.

Das...

meinte Ary nur

ist mir auch schon klar

Lacrima konnte gerade nicht glauben was sie da gehört hatte. Hatte diese widerliche, kleine Elfe sie gerade angefaucht und hatte versucht sie weg zu schicken?! Wütend bleckte sie ihre Zähne und schaute Aryata mit blutroten Augen an, tief aus ihrer Kehle drang ein bedrohliches Knurren hervor.

Ich? Ich soll verschwinden?! Wer war denn zuerst da? Hm? Ja richtig: Ich!

Ihre Stimme klang spitz und doch bedrohlich.

Ich an deiner Stelle wäre jetzt ganz still, ich hab nicht mitbekommen das Mieron irgenetwas gesagt hätte das er sich auch nur einen Hauch für dich interssiert!!

Sie fauchte laut auf und nun konnte man auch die blanke Eifersucht sehen.

Toll gemacht, Aryata... Wirklich toll. Jetzt hast dus geschafft, die Vampirin auf dich zu hetzen

ihre innere Stimme schrie sie enttäuscht und verärgert an. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. Warum war sie so komisch?? Sie verstand es selber nicht! Dieser Junge gatte ihr vollkommen de Kopf verdreht. Sie sammelte ihre Kräfte und stand mit einer einzigen fließenden Bewegung auf.

Es ist mir relativ egal, wer zuerst hier war

sagte sie kühl und blickte die Vampirin herablassend an

Aha, Ary, hat sich dein Charakter jetzt auch total verändert??? Gut zu wissen

nörgelte die innere Stimme an ihr herum

Ein leises Schmunzeln huschte über Mierons Lippen und spiegelte sich für einen Moment in seinen eisblauen Augen wieder, dann wurde seine Miene wieder ausdruckslos und sein Blick zuckte zwischen den Beiden hin und her. Schließlich schüttelte er resigniert den Kopf, ignorierte jedoch geflissentlich die Streiterei zwischen den Mädchen und beantwortete kalt Lacrimas frage, nach dem Tod der Unterseebestie.

Ich denke, das Ding ist tot... ich kenne mich ja mit der Anatomie dieses Viehs nicht aus, aber es hat auf jedenfall keine Kehle mehr...

Mieron war immer noch leicht amüsiert darüber, wie sich die Beiden aufführten. Er wandte sich mit blitzend - kaltem Blick an Aryata.

Bist du eigentlich verletzt...?

Er fasste sich kurz unbewusst an die Wange, an der noch ein wenig schwarzes Blut klebte, dass er sich jetzt mit einer schnellen Handbewegung wegwischte.

Als Aryata Mierons Stimme hörte, beruhigte sie sich und setzte sich wieder hin.

Aryata???

Die innere Stimme war also immer noch da! Aryata fauchte innerlich auf

Kannst du nicht einmal deinen bescheuerten Mund halten?

Aryata, was du da machst, ist vollkommen verrückt! Dieser Mieron gehört zu dieser Vampirin, verstehst du das nicht???

Ich will es nicht verstehen! Weil es nicht so ist!

dachte Ary trotzig. Sie drehte sich zu Mieron um.

Mir geht´s gut.... Ich hab nur ein wenig Blut verloren....

Im selben Augenblick spürte sie einen stechenden Schmerz an der Halswunde. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und biss die Zähne aufeinander.

Aryata! Ich warne dich, sag jetzt ja nichts Falsches! Und hör auf, ihn anzustarren!

zeterte die innere Stimme. Aryata hörte ausnahmsweise einmal auf sie und blickte auf ihre Hände. Sie waren aufgeschürft und voller Blut.

Na dann ist ja gut...

murmelte Mieron und betrachtete die Elge skeptisch. Sie schien irgendwie nicht gant bei Sinnen zu sein. Bis vor ein paar Augenblicken hatte sie ihn noch ungehalten angestarrt, jetzt hatte sie ihren Blick auf ihre Arme gerichtet, über die sich Schürfwunden zogen. Sie hatte tatsächlich einiges an Blut verloren und sie war auch leicht blass im Gesicht.

Wenigstens klappt sie nicht um...

dachte Mieron grimmig und ließ sich an dem Baum nach unten sinken, an dem er bis eben noch gelehnt war.
Hoffentlich brachen die beiden nicht mehr in Zickenkrieg aus, sonst war es ja fast seine Pflicht einzugreifen...

Ich vermute mal, du hast keine Ahnung, wie du hier her gekommen bist...

stellte Mieron trocken fest.

Aryata blickte auf und rieb die Hände aneinander.

Nein! Ich war auf eimal hier...

Sie blickte gedankenverloren auf die Wellen, die gegen die Felsen schlugen. Wo war sie eigentlich??

Was ist das für eine Gegend??

fragte sie und blickte Mieron an. Sie würde wirklich zu gerne wissen, wo sie gelandet war. Ihre Wunde schmerzte immer noch und warmes Blut rann ihren Hals hinunter.

Warum sagst du nicht, dass es dir nicht gut geht?

mischte sich die innere Stimme wieder ein. Aryata schnaubte und verfluchte sich selbst, dass sie diese Stimme nicht ausschalten konnte. Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme herum.

Mieron sah auf und begegnete für einen kurzen Moment ihren dunklen Augen, dann ließ er seinen Blick weiter bis zum Meer schweifen. Die leichten Wellen schlugen gleichmäßig in einer sanften Brandung gegen die rauen Uferfelsen und wurden wieder zurückgeworfen oder schwappten teiweise auf den beinahe weißen Sand.

Das ist das Land der Schatten. Morkaarun.

entgegnete er desinteressiert und nahm seine Augen wieder von dem blaugrauen Wasser. Schließlich blickte er Ayata wieder an und ließ seinen Blick an ihrer Silhouette entlanggleiten. Sie war zierlich, eben wie eine Elfe und trotzdem... sie wirklte Stark, von einer natürlichen Kraft umgeben... Sie war hübsch...
Kurz warf er einen Blick zu Lacrima, dann zuckten seine Augen zwischen ihr und Aryata hin und her... Doch er verharrte nicht bei der Vampirin, sondern bei der Elfe...

Aryata zuckte zusammen. Wa hatte Mieron da gesagt? Morkaarun?? Das konnte nicht sein! Ihre Freunde hatten ihr einiges über das Land der Schatten erzählt. Nichts Gutes auf jeden Fall. Sie spürt Mierons Blick auf sich ruhen und hob den Kopf. Er blickte zwischen dieser Lacrima und ihr hin und her. Und sah einen Sekundenbruchteil länger zu ihr. Auch wenn es ganz und gar unwichtig war, ihr Herz machte einen kleinen Sprung.

Lacrima hatte dem Gespräch leise und still zugehört und sich unterdessen auf einem der kleinen Felsen gemütlich gemacht, soweit man einen Felsen unter die Kathegorie "gemütlich" stecken konnte. Einige Zeit hatte sie ebenfalls aufs Meer oder auf den Felsen gestarrt. Als sie schließlich den Blick hob schaute Mieron gerade von der Elfe zu ihr und dann immer wieder hin und her, und dann blieb sein Blick an der Elfe hängen. Wütend schnappte Lacrima nach Luft und stieß sie zischend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Schön, wenn er sich es doch nochmal anders überlegt, dann brauch ich ja kein schlechtes Gewissen haben zurück in die Menschenwelt zu kehren,

dachte sie bitter. Doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Selbst wenn er sie nicht mehr mochte, oder nicht mehr so mochte wie vorher wollte sie ihn nicht hier zurück lassen. Nicht mit ihr.

Nein, ich werde doch nicht aufgeben wegen einer dahergelaufenen Elfe. Das wäre ja noch schöner. Die könnte ich umbringen bevor sie sich überhaupt mit ihren dünnen Flügeln in die Luft erheben kann.

Etwas erschrocken über ihre harten Worte drehte sie den Blick scharf ab und betrachtete nun wieder das Meer.

Aryata hörte, wie die Vampirin die Luft zischend ausatmen. Sie hatte wohl auch gesehen, dass Mieron sie einen Moment länger angesehen hatte.

Aryata, bilde dir darauf aber ja nichts ein!

zeterte die innere Stimme. Aryata seufzte unhörbar und beobachtete die Vampirin aus den Augenwinkeln. Sie wirkte wütend, aufgebracht und es sah so aus, als ob sie sich die schrecklichsten Tötungsmethoden für Aryata ausdachte.

Das wäre aber nach deinem Verhalten auch nachvollzihbar

keifte die Stimme in ihr weiter. Aryata versuchte, sie auszublenden, doch das dünne Stimmchen schwoll zu einem lauten Geschrei an

HÖR MIR JETZT MAL GANZ GENAU ZU, ARYATA!!! MIERON FINDET SICHER NICHTS AN DIR!!!!! WARUM SOLLTE ER DENN???

Aryata hielt sich innerlich die Ohren zu.

Mieron seufzte resigniert und erhob sich wieder unter dem Baum. Langsam wurde er der Zankerei zwischen den beiden Mädchen müde, auch wenn diese im Moment nur aus bösen Blicken und ermutlich Mordgedanken bestand. Es war merkwürdig. Lacrima wusste, was er war, und blieb trotzdem bei ihm und diese Elfe... hatte keinen blassen schimmer...

Gut so!

dachte er mürrisch.

Also, ich weiß nicht wie du darüber denkst, Elfe, aber Lacrima und ich werden wohl weiter gehen, du kannst tun und lassen was du willst... Ich habe auf jedenfall nicht noch einmal so einem Vieh begegnen...

Seine Stimme war jetzt wieder völlig kalt. Er trat, während er sprach zu Lacrima.

Aryata blickte auf. Er wollte also gehen... Mit dieser Lacrima... Auch wenn es ihr einen Stich versetzte, sie ließ es sich nicht anmerken und stand auf. Seine Stimme war nun kalt und klang nun nicht mehr nach der Stimme eines Engels. Auch fiel ihr auf, dass er einen komischen Geruch hatte. Irgendwo hatte sie so etwas schon einmal gerochen... sie wusste nur nicht...
Plötzlich klingelten bei ihr alle Alarmglocken. Sie kannte den Geruch nur zu gut! Mieron war ein Dämon! Instinktiv sprang sie ein paar Meter zurück und blieb in einer wachsamen Kauerhaltung. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander:

Ein Dämon... Und ich hielt ihn für einen Engel und habe mich auch noch blamiert...

Als sie an ihr Verhalten dachte, wurde sie leicht rot und wandte den Blick ab.

Mieron zeigte keinerlei Regung auf die Reaktion der Elfe. Er schüttelte nur resigniert den Kopf, während er ganz automatisch die Barikaden noch höher zog und sogar Lacrima aus seinem Inneren ausschloss.

Gut, du weißt bescheid. Und jetzt? Fällst du mich jetzt an?

fragte er herablassen und der kalte Spott zuckte um seine Mundwinkel und er lehnte sich an den Stein, auf dem Lacrima saß.

Das habe ich nicht vor,

sagte Aryata kühl. Jetzt, da sie wusste, was e war, war auch ihre Verwirrtheit verschwunden. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste nicht, wie sie nach Hause kommen konnte. Dieser Mieron war extrem gefährlich und konnte sie jeden Moment anfallen. Sollte sie sich umwenden und wegfliegen? Aber wohin? Sie wusste es nicht, doch sie muste so schnell wie möglich von Mieron weg. Also breitete sie ihre Flügel aus, blickte kurz noch zu Lacrima und versuchte, sich mit einem Blick für alles zu entschuldigen, was sie getan hatte, auch wenn sie nicht wusste, warum sie das tat, und flog los. Sie spürte den Wind und hatte das eigenartige Gefühl, irgendetwas verloren zu haben, doch sie konnte sich nicht entsinnen, was es war.

Bist du jetzt endlich vernünftig, Aryata?

Ja,

flüsterte sie in Gedanken der inneren Stimme zu.

Lacrima sah der Elfe kopfschüttelnd nach. Die Zeit über wo sie Registriert hatte was Mieron wirklich war, zierte ein freches Lächeln ihr Gesicht und ihr erster Gedanke war :

War ja klar, das sie das Weite sucht nachdem sie wusste was Mieron wirklich ist. Typisch.

Sie hatte nicht wirklich ein Problem mit Dämonen... Noch weniger mit Mieron, selbst wenn er nicht besonders "einfach" war. Ihr Blick zuckte herunter zu Mieron.

Glaubst du, sie findet sich hier zurecht? Ich meine, ich kann sie zwar nicht ausstehen, aber ich möchte auch nicht, dass sie gefressen wird oder so....

Vorsichtig legte sie sich bäuchlings auf den Felsen wärend sie sprach und legte den Kopf auf ihre verschrenkten Arme.
Manchmal hatte sie das Gefühl sie einfach hat ein zu weiches Herz für einen Vampir...

Aryata hörte Lacrimas Worte und schnaubte abfällig. Als ob sie ein kleines Kind war und sich nicht verteidigen konnte.

Und das Monster im Meer?? Hmmm???

Die innere Stimme flüsterte zwar nur, aber man konnte die Schärfe deutlich hören.

Halt du dich da raus,

knurrte Aryata und schlug wütend mit den Flügeln. Warum konnte die Stimme auch keine Sekunde den Mund halten? Insgeheim hatte sie auch schon einen Namen: Mrs. Nerv. Die eben Getaufte murrte herum, doch Aryata ignorierte sie einfach und flog weiter. Sie sah sich um: die Landschaft war irgendwie furchteinflößend. Sie wusste auch nicht, warum sie so dachte, aber sie hatte ein eigenartiges Gefühl. Weiter unten sah sie etwas Großes durch den Wald laufen. Ihre Neugierde übermannte sie wieder einmal und sie flog etwas näher. Das Tier hob den Kopf und blickte sie aus schrecklichen Augen an. Sie erschauderte und wandte den Blick wieder ab. Plötzlich schoss ein stechender Schmerz in ihren Kopf und sie schloss krampfhaft die Augen.