Morkaarun - Land der Schatten

Das kann sich schnell ändern...

meinte Mieron nüchtern und strich Lacrima über die Seite. Er drückte sie ins Gras und beugte sich über sie. Seine Augen suchten ihren Blick und es störte ihn nicht im geringsten, dass irgendein Wesen sie angreifen könnte. Seine Wahrnehmung dreht sich im Moment nur um die Vampirin, was ihn vollends verwirrte. Dafür gab es einfach keine Erklärung. Er wusste nicht was er tat, und irgendwie war es ihm doch klarer als alles andere. Er war nicht er selbst und trotzdem fühlte er sich freier als sonst... es war... verwirrend, unlogisch, unmöglich...

Lacrima schaute Mieron skeptisch und zugleich etwas eingeschüchtert an. Was um alles in der Welt tat er da? Er schien es selber nicht so genau zu wissen, und sie wusste es auch nicht.

Ja, das glaube ich dir gerne...,

meinte sie trocken und schaute zu Mieron herauf.

Bist du öfters so... aufdringlich?

Nicht das es Lacrima sehr stören würde... aber sie fühlte sich zwichendurch wie ein Spielzeug was er so benutzte wie er es wollte.

Mieron ließ von der Vampirin ab und murmelte etwas von: ,,Tut mir leid". Er lehnte sich zurück und stützte sich auf den Unterarmen im Gras ab. Er starrte in Richtung Himmel, ohne, dass er wirklich etwas sah. Was um alles in der Welt war los mit ihm? Er entschuldigte sich, er war nett zu jemandem, ja beinahe sanft und außerdem ließ er sich von etwas abbringen, das er anscheinend wollte... Er legte sich ganz ins Gras und schloss die Augen. Irgendwie kam es ihm vor, als würden ihm Tränen in die Augen steigen, weil die Vampirin ihn abgewiesen hatte. Das war unmöglich, das bildete er sich sicher nur ein...

Lacrima schaute zu Mieron rüber. Sie lies sich ebenfalls ins Gras zurück sinken. Als sie genauer hinsah, sah sie das Mieron Tränen in den Augen hatte. Schuld machte sich in ihr breit.

Entschuldige, so meinte ich das ja nicht...

Vorsichtig rückte sie zu Mieron heran und nahm seine Hand.Schließlich beugte sie sich über ihn und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn.
Sie musste grinsen.

Du hast Tränen in den Augen...,

sie klang verwundert und gleichzeitig klang es wie eine Frage.

Mieron blinzelte die Tränen weg, bevor die Vampirin genauer hinsehen konnte, um zu erkennen, das seine Tränen keineswegs nur salziges Wasser waren... er musste leicht lächeln, als Lacrima ihm einen Kuss auf die Stirn gab, wagte es aber immer noch nicht, sie erneut zu berühren, von seiner Seite her.

Ist das falsch?

fragte er und starrte weiterhin in den Himmel.

Lacrima lies sich wieder zurück ins Gras sinken und starrte ebenfalls in den Himmel. Kurz dachte sie an gar nichts, dann wendete sie ihre Aufmerksamkeit wieder Mieron zu, schaute aber weiter nach oben.

Ist der Himmel so interessant das man die ganze Zeit da hoch starren muss?,

fragte sie schelmisch und grinste. Kurz überlegte sie.

Was soll falsch sein?

Langsam lies sie ihre Handfläche über die Spitzen des Grases gleiten, die sie daraufhin an der Handfläche kitzelten.

Das ich Tränen in den Augen hatte...

meinte er, sagte nichts darauf, dass der Himmel interessant sein sollte und hielt weiter Abstand zu der Vampirin, obwohl es ihm wiederstrebte, sich in diesem Moment von ihr fernzuhalten. Sein Blick hing weiter an dem düster erleuchteten Firmament, dann schloss er die Augen.

Lacrimas Gesichtsausdruck schwenkte auf verwirrt, dann belustigt.

Wieso sollte das falsch sein? Ich hätte ja nur nicht gedacht das du weinst.... Und... wieso eigentlich?

Kurz fiel ihr Blick wieder auf Mieron, dann schaute sie wieder in den Himmel.
Wieder einmal wurde ihr langweilig. Lacrima setzte sich auf und zog ihre Knie an, die sie mit ihren Armen umschlang.

Mieron antwortete nicht, sondern sah die Vampirin einfach an. Er hatte die Augen wieder geöffnet und ließ seinen Blick über Lacrimas Körper schweifen, und lächelte schief. Nicht herablassend, nicht spöttisch... er lächelte einfach... man konnte es vielleicht sogar...nett nennen. Er zeigte eindeutig Interesse an der Vampirin, und das ohne, dass er sie als Vorspeise (Sry, musste jetzt einfach sein... ^^) sah.

Was machst du eigentlich in der Menschenwelt?

Mieron wusste nicht, wie er auf das Thema kam, aber er wollte einfach nicht mehr stumm bleiben, das Schweigen behagte ihm nicht, obwohl er sonst ein Freund der stille war.

Lacrima schaute auf als Mieron das Schweigen brach. Sie bemerkte wie Mieron lächelte und musste ebenfalls lächeln.

Naja... Was ich in der Menschenwelt mache... Ich arbeite in einem Verlag... Meine beste Freundin ist ein Mensch... und ansonsten lese ich viel oder beobachte die Menschen, wenn man es so nennen kann. Und du?

Langsam lies sich Lacrima auf die Seite kippen und stützte sich mit einem Arm ab. Ihr Blick ruhte auf Mieron und unwillkürlich wurde ich Lächeln noch breiter.

(Ja, war ja klar, das du dir das nicht verkneifen kannst ^^)

Ich studiere...

meinte Mieron knapp und strich durch das sumpfige Gras. Es wunderte ihn, dass die Vampirin so eine Art Beruf ausübte, auf das hätte er sie nicht eingeschätzt.

Literatur...

fügte er wiederwillig hinzu und ließ seinen Blick wieder zum Himmel schweifen.

Unfreiwillig!

setzte er schnell hinterher.

Literatur? Oh, so hätte ich dich nicht eingeschätzt. Wieso denn unfreiwillig?

Lacrimas Interesse war wieder geweckt. Er studierte tatsächlich Literatur. Wie außergewöhnlich!
Vorsichtig richtete sie sich wieder auf, und rutschte näher zu Mieron heran. Sie blieb neben ihm sitzen und folgte seinem Blick in den Himmel. Sie konnte immer noch nicht verstehen wie man solange in einen langweiligen Himmel schauen konnte.

Meine Schwester, und ein verrückter Werkater haben mich dazu gezwungen, damit ich nicht völlig den verstand verliere...

entgegnete Mieron und legte vorsichtig den Arm um Lacrimas Schultern. Er zog sie zu sich heran und lauschte in die Stille hinein. Das einzige, das im Moment zu hören war, war das sanfte Hauchen des Windes und das Rauschen des Meeres in der Ferne.

Hm, klingt ja sehr nett von den beiden. Du hast also eine Schwester? Und was ist der Werkater für dich? Verwand oder Freunde?
Aber anscheinend hat es ja eigentlich geklappt das du nicht den Verstand verlierst, oder???
Machst du denn dein Studium gerne?

Lacrima lies sich von Mieron einfach zu ihm ziehen und legte sich ins Gras.
Es war still geworden, und Lacrima genoss sie einfach, aber auch das sie bei Mieron lag.

Ich weiß nicht, was er für mich ist, aber er ist das einzige magische Wesen, dass der Dämon nicht umbringen will... es ist in gewisser Weise merkwürdig... sehr merkwürdig...

er lächelte halb. Ja, der Kater war seltsam, mehr als seltsam... aber er war in einer seltsamen Art und Weise wichtig für ihn, die er nicht verstand.

Naja, es geht...

entgegnete er auf die Frage, ob er das Studium gerne machte.

Hm, das klingt aber ungewöhnlich. Ich würde mal versuchen rauszufinden wieso das so ist, das klingt nämlich ziemlich merkwürdig...

Lacrima seufzte und schloss die Augen. Das einzige was sie hörte war.... Nichts. Nein, wirklich gar nichts. das wunderte sie. Doch eines hörte sie : Mierons gleichmäßiges Atmen. Und sein Herz, das pochte. Die gleichmäßigen Töne beruhigten sie.

Ich gehe eigentlich ganz gerne arbeiten.... nur die ganzen Menschen..

Ich weiß auch nicht, ich wollte ihn schon öfter danach fragen, aber... mein Dämon stellt sich da irgendwie quer...

entgegnete Mieron und strich durch Lacrimas lange Haare. Ja, Norvas ließ ihn nie lange über Nékan nachgrübeln, aus welchem Grund auch immer. Er blockierte alles was mit dem Werkater zu tun hatte. Selbst in den wenigen Momenten in denen sie miteinander verschmolzen waren, ohne, dass sie versuchten sich gegenseitig zu verdrängen, hielt er alles, was er über den Kater wusste zurück, obwohl es nicht mehr sein konnte, als das, was Mieron selbst wusste...

Hm, klingt mysteriös.

Lacrima war irgendwie verwirrt und angespannt, weil ihr die Sache nicht geheuer war, trotzdem lachte sie. Wohl eher weil es sie nichts anging, und sie sich keine Sorgen darum machen musste, dachte sie jedenfalls.

Naja, wie auch immer. Jetzt bist du hier und musst dir ja nicht weiter den Kopf über ihn zerbrechen.

Ich hasse es, etwas nicht zu wissen...

seine Gedanken kreisten weiter um Nékan, als ihm plötzlich ein ganz anderes Bild in den Zusammenhang hinein rutschte, besser gesagt zwei Bilder. Eines, dass er sich eigentlich nie wieder ansehen hätte wollen und eines, dass eindeutig nicht aus seinen Erinnerungen stammte. Naitos Tod und... ein magisches Wesen ein Schatten, er hielt...
Mierons Augen verängten sich zu schlitzen, der Fremde hielt seinen Dolch in der Hand.
Mieron schüttelte die Bilder ab und murmelte.

Das war eigenartig...

sein Blick schweifte wieder zum Himmel.

Lacrima hatte sich inzwischen ebenfalls mit dem Himmel angrefreundet. So lag sie einfach da und starrte in das immer dunkler werdene blau, das sich aber nun mehr ins Schwarze zog. Ab und zu konnte man irgendwelche Schreie oder andere Geräusche irgendwelcher Tiere hören, die meisten allerdings trauten sich nicht an Vampire oder Dämonen heran, nur die wirklich großen.
Als sie Mierons Stimme vernahm drehte sie ihm den Kopf zu, lächelte erst, runzelte aber dann die Stirn.

Was ist eigenartig?,

fragte sie leicht verwirrt. Es machte es auch nicht besser als sie Mierons Gesichtsausdruck sah, die Augen so zu Schlitzen zusammen gekniffen. Es sah entweder so aus als sei er wütend oder als ob er es selber nicht sorecht verstand was ihn gerade durch den Kopf ging.

Mieron drehte den Kopf zu Lacrima, seine Augen waren immer noch zu Schlitzen verengt.

Ich hatte gerade ein... unlogisches Bild im Kopf, das irgenwie nicht in den Zusammenhang mit... Nékan und...

Mieron schluckte und sah wieder weg.

Naito.. passte, oder überhaupt in meine Erinnerungen...

fügte er noch zögernd hinzu.

Lacrimas Gesichtsausdruck blieb unverändert.

Hmm... vielleicht solltest du dir jetzt nicht so viele Gedanken darüber machen...

Sie legte sich wieder zurück ins Gras und starrte wieder in den Himmel. Irgendwie tat sie auch fast nichts anderes außer dorthin zu starren und zu reden. Normalerweise tat sie sowas nie, da der Himmel für sie nicht wirklich interessant war, nur wusste sie auch gerade nicht sorecht wohin mit dem Blick.

Hm, wer ist denn Naito?,

fragte sie so nebenbei, da Mieron den Namen vorher nie erwähnt hatte.

Ich frage mich nur, was ein Schatten in meinen Gedanken verloren hat...

meinte Mieron nüchtern und drehte den Kopf wieder zu der Vampirin. Seine Augen blitzten kurz hell auf, ein Zeichen, dass sich der Dämon völlig zurückgezogen hatte. Er wusste, dass die Vampirin jetzt vermutlich auffahren würde, Schatten waren nicht gerade ein gutes Gesprächsthema, oder überhaupt ein Thema, darüber war in der magischen Welt ein Tabu gelegt worden, da der Vampirsenat vertuschen wollte, dass es noch welche von dieser dunkelsten aller Spezien gab.
Auf die Frage nach Naito antwortete er nicht, er kam später vielleicht noch einmal darauf zurück... vielleicht... oder auch nicht... nein, eher nicht...

Lacrima spannte sich bei dem Wort ,,Schatten" an, und automatisch schaute sie sich um, ob auch keiner zuhörte, auch wenn das hier wohl eher unwahrscheinlich war.
Schließlich setzte sie sich auf, blieb aber sitzen.

Ein Schatten? Wieso.... ich meine... Okay, anscheinend weißt du das selber nicht warum... Vielleicht gibt es ja irgendeine Verbindung mit diesem... du weißt schon...??? Irgendetwas?,

flüsterte Lacrima, da sie befürchtete das vielleicht doch jemand hier sein könnte.
Ein Schatten in den Gedankenwegen eines Dämons? Das jemand an Schatten dachte, war alleine schon ziemlich merkwürdig... Und dann noch nicht einmal wusste, wieso.

Mit welchem irgendwas?

fragte Mieron lachend. Er fand zwei Dinge lustig. Erstens, dass Lacrima so eine Reaktion zeigte, zweitens, wie sie um den heißen Brei herumredete, weil sie selbst nicht wusste was sie meinte.

Keine Sorge, keiner vom Vampirsenat kommt hier her, und alle magischen Wesen die sich in Morkaarun aufhalten sind mit den Schatten vertraut, oder sind welche...

meinte er kühl.