Morkaarun - Land der Schatten

Mieron zog Lacrima an sich und legte die Arme um sie. Eine seiner Hände fuhr vorsichtig an ihrem Rückgrad entlang. Mieron gab ihr einen Kuss auf die Strin, und vergrub das Gesicht in ihren Haaren. Ein totales Chaos herrschte in seinem Inneren, doch es fühlte sich... gut an... es fühlte sich... einfach nicht leer an...

Ich verstehe das nicht...

sagte er langsam, als er seine sprache wieder gefunden hatte.

Lacrima blieb einfach stehen und genoss die Wärme die von Mieron ausging, selbst wenn sein Oberkörper mittlerweile kälter wurde.
Zufrieden umarmte sie ihn.

Was verstehst du nicht?,

fragte sie leise.

Was ich da mache...

nuschelte Mieron in Lacrimas Haare hinein. Seine Hand wanderte immer noch am Rückgrad der Vampirin entlang. Er gab ihr erneut einen sanften Kuss auf ihren Haaransatz und verzog die Lippen an ihrer Stirn zu einem Lächeln.
Er genoss die Nähe die Lacrima ihm gab. Die Kälte hatte sich aus seinem Herzen verzogen, auch, wenn er sie noch dumpf an seiner Seele spürte.

Was du da machst? Mich wundert es überhaupt ... Das WIR sowas tun...

Ein Schauer lies Lacrima über ihren Rücken. Ihre Beine wurden schwach und langsam knickte sie ein. Sie versuchte sich noch an Mierons Schulter festzuhalten, rutschte aber ab und sackte zusammen. Soetwas war ihr noch nie passiert, und es wunderte sie.
Verwirrt blieb sie sitzen. Die Beine eingeklappt. Lacrima schaute nicht hoch.

Mieron ließ sich neben Lacrima zu Boden sinken und strich ihr über den Arm.

Was ist denn?

fragte er, seine Stimme klang beinahe zärtlich, wenn auch noch ein leicht kalter Unterton darin lag. Er zog sie zögernd an sich.

Lacrima konnte sich selbst nicht erklären was los war.

Ich weiß es nicht...,

gestand sie und versuchte sich an einem Lächeln.

Ich bin wohl gerade etwas neben der Spur... das war wohl alles zuviel auf einmal, den ganzen Tag über.. sogar für einen Vampir.

Sanft legte sie ihren Kopf auf Mierons Schulter und schloss die Augen.

Mieron ließ sich nach hinten ins Gras sinken und zog Lacrima auf sich. Sein Atem ging regelmäßig und er schloss die Augen. Seine Gedanken kreisten lange einfach nur um die Vampirin, um den Kuss. BIs ihm plötzlich etwas schoss. Pfeilschnell saß er wieder aufrecht da, ein tiefes Knurren entfuhr ihm.

Das. Kann. Nicht. Sein!

zischte er. Es war tatsächlich nicht seine Erinnerung, sie gehörte dem Dämon... der Dämon... hatte einen Meister! Folglich hatte dieser auch Naito umgebracht...

Lacrima lies Mieron einfach machen, blieb einfach liegen.
Umso mehr schrak sie zusammen als Mieron hochschreckte und aufknurrte. Automatisch krallte sie sich an Mierons Schultern fest. Aber Sekunden später beruhigte sie sich wieder und entspannte sich.

Was kann nicht sein?,

fragte sie.

Der Dämon! Er hat einen Meister! Der Schatten!

knurrte Mieron und war in Sekundenbruchteinen wieder auf den Beinen. Seine Augen blitzten in einem wütenden, hellen Blau auf. Seine fangzähne verlängerten sich und er hätte diesen verdammten, körperlosen Teufel am liebsten in der Luft zerfetzt, doch das ging nicht... er war in ihm, und damit hatte auch er einen Meister...

Lacrima fiel unsanft von Mieron und landete ebenfalls unsanft auf dem Boden. Ihr tat es nicht weh, aber trotzdem verzog sie das Gesicht.

Du meinst, der Schatten ist dein .... Ähm, ich meinte der Meister deines Dämons?,

fragte sie während die sich den Dreck von ihren Klamotten klopfte.

Und was hat das mit diesem Werkater zutun? Der kam ja auch damit drin vor..

Mieron kniff die Augen zusammen. Nékan hatte er jetzt gar nicht miteinberechnet.

Keine Ahnung, vermutlich war es nur Zufall, dass die Bilder zusammen aufgetaucht sind... mein Verstand hat eben etwas zusammengewürfelt...

er zuckte mit den Schultern.

Das bezweifel ich,

sagte Lacrima und rappelte sich langsam auf.

Ich bezweifel das der Werkater nichts damit zutun hat. Du bist vielleicht durcheinander aber nicht dumm, oder dein Verstand. Nein, ich bin mir sicher irgendetwas stimmt da nicht.

Als sie wieder stand schaute sie automatisch zum Himmel und seufzte.

Ich glaube ich habe was vergessen zu erwähnen, Nékan tut keiner Fliege was zu leide, außerdem... er sitzt im Rollstuhl...

Mieron entspannte sich langsam wieder und lehnte sich gegen einen hohen Baum.

Er reist schon seit beinahe 3 Jahrhunderten mit mir, ich kann mir nicht vorstellen, dass gerade ER etwas mit einem Schatten zu tun hat...

fügte Mieron noch hinzu und schloss die Augen. Der kühle Nachtwind umwehte seinen Körper und ließ ihn kurz schaudern. Die Luft in Morkaarun war sogar kalt genug, um einen Dämon zum frösteln zu bringen.

Lacrima ging vorerst ohne etwas zu sagen zu Mieron und stellte sich vor ihm. Sanft umarmte sie ihn. Den Kopf in den Nacken gelegt schaute sie so halbwegs zu ihm herauf.

Hmmm... er tut keiner Fliege was zu Leide... er sitzt im Rollstuhl.... Tut der Dämon ihm was? Oder wollte er ihm in den 300 Jahren einmal was antun?,

fragte sie leise und hatte einen misstrauischen Unterton in ihrer Stimme zu hören.

Eigentlich... nein...

meinte Mieron zögernd. Das nahm eine seltsame Richtung, die nicht sein konnte, das war absoluter Quatsch... oder vielleicht auch nicht?
Mieron legte die Arme um Lacrima und strich ihr sanft über den Rücken. Nékan war ihm in 300 Jahren ein guter Freund gewesenb, auch, wenn er ihm zum Großteil auf die Nerven ging... Nékan war einfach nur ein ganz normaler Werkater, er war nicht einmal ein Lichtkämpfer... oder doch?
Er kam aus Morkaarun... ja... das war ihm am Anfang auh komisch vorgekommen, Lichtwesen halten sich normalerweise nicht im Land der Schatten auf, und werden schon gar nicht dort geboren... aber Nékan hatte ihm dafür eine simple Erklärung gegeben. Sein Vater war ein Schattenwesen gewesen, Nékan hatte ihm nicht gesagt was für eines, und er hatte seine Mutter, eine Wekatze zu sich nach Morkaarun geholt, da er zu jenen Wesen gehört hatte, die das Land nicht verlassen konnten.
Das waren Gestaltwandler... und... Schatten...
Mieron schüttelte den Gedanken ab.

Lacrima war sich bei der ganzen Sache nicht so sicher. Es war doch merkwürdig das der Dämon in Mieron nie versucht hatte diesen Nékan auch nur etwas anzutun. Lag es daran, das er in Nekan keine Gefahr sah... oder... schlimmer : Hatte er etwas mit diesem Schatten zutun gehabt? Der Schatten meinte Mieron, sei der Meister von seinem Dämon. Und seinen Meister greift man normalerweise nicht an. Auch nicht die, die etwas mit ihm zutun haben.
Sollte Lacrima ihm an seinen Gedanken teilhaben lassen?

Mir geht da gerade was durch den Kopf,

murmelte sie.

Es könnte doch sein...., dass ... Naja, dieser Nekan etwas mit diesem Schatten oder auch Meister zu tun hat.... oder???

Ich weiß nicht... es... könnte sein... aber, das glaube ich nicht...

Mieron schüttelte den Kopf, es konnte ihm einfach nicht einleuchten, dass Nékan etwas mit einem Schatten, einer dieser verabscheuungswürdigen Kreaturen zu tun haben könnte, nicht dieser Nékan, nicht der Werkater, der zwischen Mieron und einen Menschen gegangen war, als er die Kontrolle verloren hatte... nein, ganz sicher nicht...

Naja, ich kenne ihn kaum, und kann das schlecht sagen, aber was hast du für eine Erklärung dafür das der Dämon ihm nichts tut? Vielleicht ist er ja einfach nur dem Schatten mal begegnet und.... der Schatten wollte nicht das ihm etwas passiert und hat dem Dämon ,,gesagt" das er ihm nichts tuen soll. Aber irgendwie bezweifel ich das selber, sowas würde ein Schatten nie, nur unter Umständen machen...

Lacrima schüttelte den Kopf, als wolle sie ihre Gedanken damit abschließen und nicht weiter daran denken.
Widerwillig schloss sie die Augen und konzentrierte sich nur noch auf Mierons Atmung.

Mieron seufzte leise, die Vampirin hatte recht, doch ein Schatten würde ausnahmslos nie jemanden beschützen, niemand war einem dieser Wesen wichtig genug.

Ich verstehe das nicht... ein Schatten würde niemanden beschützen, die einzige Erkläreung, dafür, dass ich die beiden in Verbindung bringe...ist absoluter Quatsch...

murmelte er und ließ sich wieder ins Gras sinken, er legte die Arme um Lacrima und zog sie zu sich.

Lacrima genoss es jemanden so nahe zu sein. Zufrieden seufzte sie leise.

Ich denke auf die Schnelle werden wir sowieso nicht herausfinden was da für ein Zusammenhang zwischen Nékan und dem Schatten ist. Was hällst du davon das Thema vorrübergehend abzuschließen? Vielleicht werden wir früher oder später irgendeinen Hinweiß, oder sowas in der Richtung finden das uns helfen würde, das Rätsel zu lösen?

Behutsam hob sie ihren Kopf und schaute Mieron bittend an.

Du hast recht, lassen wir das...

meinte Mieron und verbarg sein Gesicht in Lacrimas Haaren, selbst, wenn er eine Lösung gewollt hätte, hätten sie sie nicht herausbekommen.

Sehen wir uns ein wenig um?

fragte Mieron, er wollte sich selbst ablenken... er hatte heute Erkentnisse gewonnen, die er nicht wissen wollte.

Lacrima nickte erst leicht.

Ja, können wir gerne machen.

Vorsichtig stand sie auf. Die Erde unter ihr war plattgedrückt , dafür klebte jetzt alles an ihren nackten Waden. Verärgert strich sie alles ab.
Schließlich stellte sie sich ganz aufrecht hin und prüfte unbemerkt die Luft. Es war anscheinend nichts auffälliges in der Nähe.

Wo wollen wir längs gehen?

Mieron sprang mit einem schnellen Satz auf die Beine und sah sich um. Ein paar Momente lang überlegte er, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

Ich würde sagen, wir spazieren in Richtung Fluss der sieben Seelen, und folgen ihm bis zum Delinû, ich möchte dir etwas zeigen...

meinte er, sein Grinsen wurde ein wenig verschlagen.

Lacrima nickte wieder leicht, schaute aber dennoch etwas misstrauisch.

Was hat der jetzt wieder vor?

Doch sie machte sich jetzt keine Gedanken darum sondern begann einfach in einem gemächlichen Schritttempo los zu gehen.

Hm, wenn ich so weiter gehe sind wir in 2 Wochen noch nicht da....

Mieron grinste breit, nahm Lacrimas Hand und lief schnell los. Er trieb seine Füße so an, dass sie kaum mehr den Boden berührten, der Wind peitschte ihm um den Körper, er war angenehm kühl.

Hast du schon einmal einen Schattengeist getroffen?!

rief er über den Wind.