Morkaarun - Land der Schatten

Ort: Morkaarun
Jahreszeit: In Morkaarun kann man keine Jahreszeiten bestimmen, aber vermutlich wäre Frühwinter
Tageszeit: Auch das ist schwer zu bestimmen
Wetter: Düsterer Sonnenschein

Mieron blinzelte verwirrt in das düstere Zwielicht, in das die Sichelförmige Sonne den Wald tauchte. Er hatte das Bewusstsein verloren, doch er wusste genau, dass er in der Stadt gewesen war, auf dem Weg zu einer Vorlesung und nicht im Wald...
Mieron richtete sich auf, sein Blick war noch leicht verschwommen und sein Kopf schwirrte. Wo war er? Er kannte diesen Ort, aus fernen Erinnerungen, doch er konnte sich nicht ins Gedächtnis rufen warum...
Er richtete sich ganz auf wobei er bemerkte, wie niedrig das Blätterdach über seinem Kopf hing.
Er streifte die Blätter mit der Hand und sofort sonderten sie eine durchsichtige Flüssigkeit ab, die seine Finger verätzte. Er spürte eine unbehagliche Anwesenheit und etwas huschte durch die Farnkräuter.

Lacrima, war gerade im Wald von Morkaruun unterwegs gewesen, als sie jemanden atmen und bewegen hörte. Ihr Gehör schaltete um, zu dem Wesen. Ihre ganzen Sinne wanderten zu der Person. Hier, in Morkaruun musste man oft auf der Hut sein. Doch als sie den Geruch des Wesens roch, rümpfte sie die Nase. Sie hatte so einen noch nie gerochen.
Lacrima machte ein paar Schritte vorwärts und sah wie jemand sich an dem Saft einer Pflanze veräzte.
Mit einem Satz landete sie auf einem Baum, sagte nichts, schaute nur.
Er roch merkwürdig. War merkwürdig. Und er sah bedrohlich aus.

Mierons Hand brannte leicht, doch er ignorierte den Schmerz. Die Muskeln in seinen Fingern hatten sich verkrampft und seine Handflächen waren von Brandspuren überzogen. Plötzlich spürte er die Anwesenheit eines Vampires. Er würbelte herum und sah eine zierliche Frau auf einem Baum sitzen. Er bleckte die Zähne zu einem dämonischen Grinsen, das seine Züge in dunkel Schatten tauschte und seine Augen blitzten für einen Moment gefährlich auf.

Sei mir gegrüßt, Fremde...

meinte er kühl und seine Lippen verzogen sich leicht nach oben. Sein Lächeln war eisig und ein kalter Hauch von Tod ging von ihm aus.

Lacrima starrte zu dem Fremden herunter. Er machte keinen einladenen Gesichtsausdruck und so beschloss sie erst einmal auf dem Baum sitzen zu bleiben. Im Falle eines Falles konnte sie auch davon springen, von Baum zu Baum.
Lacrima nickte.

Hallo,

sagte sie leise und sanft. Die wenigen Blätter an dem Baum auf dem sie saß begannen zu rascheln und schnell sprang Lacrima zu einem anderen Baum, woraufhin der andere Baum, auf dem sie vorher saß, einen Ast auf den anderen knallte, auf dem sie gesessen hatte. Es war schon ziemlich merkwürdig.

Mieron beäugte den Baum misstrauisch, der sich bewegt hatte, und wo die Vampirin vorhin gesessen war. Mieron packte einen Ast des Baumes, auf dem die Frau jetzt saß und zog sich mit einer flinken Bewegung nach oben. Er stützte sich mit den Armen an zwei der dicksten Äste ab und stämmte die Füße gegen den Stamm. Er beschloss fraundlich zu sein, oder... die Fremde zumindest nicht zu töten...

Könntest du mir verraten, wo ich bin?

fragte er, seine Stimme war immernoch kalt, doch sie hatte keinen agressiven Unterton mehr. Er setzte sich auf einen Ast, der ein bisschen über der Vampirin war und ließ die Beine baumeln.

Lacrima schaute den Fremden misstrauisch an. Als er höher kam und sich über sie setzte, sprang sie einen Ast tiefer.

Du weißt das nicht? Du bist im Land der Schatten, in Morkaruun. Genauer gesagt, im Wald von Morkaruun : Kamaruuk.

Etwas eigenartiges ging von dem Wesen aus. Was war er? Wer war er?
Sie riss den Kopf zur Seite als sie einen gellenden Schrei hörte und ein lautes röcheln. Automatisch sprang sie wieder ein paar Äste höher.

Kennst du den Ort nicht?

Mieron spitzte die Ohren, als ein gellender Schrei ertönte.

Was war das?

Erst jetzt bemerkte er, dass er die Frage der Vampirin noch nicht beantwortet hatte. Er sah sie an, ließ sich die Namen der Gegend noch einmal durch den Kopf gehen. Morkaarun...Land der Schatten... Kamaruk... der Wald der schmalen Sonne! Natürlich, er lag in Oonaarun, dem Land des kalten Mondes...

Doch, ich war schon einmal hier...vor etwa 400 Jahren...

meinte er abwesend und starrte auf seine Hand, die unaufhörlich pochte. Blut trat aus den verätzten Wunden, sein schwarzes Dämonenblut, das nur noch einen leichten Rotschimmer hatte.

Und wieso kannst du dich dann nicht daran erinnern?

Wieder ertönte der Schrei, und diesmal war unterschwellig die Gier zu hören. Die Gier nach Blut. Und dieses Tier wollte Blut, und bekam es bald wohl auch. Aber nicht ihres. Nein.
Sie blickte wieder zu dem Fremden.

Das sind Glaviras. Eigentlich nur einer. Aber einer alleine ist schon ziemlich gefährlich. Sie trinken Blut und haben einen sehr guten Hörsinn. Dafür sind sie fast total blind.

Das rascheln wurde immer lauter.

Sei leise. Ich glaube es kommt hierher.

Und da stand es auch. Es sah abscheulich aus. Die Augen sahen milchig aus. Die braune, dreckige Haut zerfetzt durch Narben und Wunden. Lange Krallen zierten seine vier Füße. Es öffnete sein Maul, und entblößte seine langen, spitzen Zähne.

Lange Geschichte...

zischte Mieron zurück und setzte sich lauerbereit auf den Baum. Er bleckte die Zähne. Ein Tropfen seines schwarzen Blutes viel nach unten. Direkt vor die Schnauze des Glavira. Mieron kniff die Augen zusammen und sie funkelten für einen Moment rötlich auf.
Er stützte sich mit den Händen auf dem Ast ab und beugte sich nach vorne. Seine bleiche Haut bekam in dem schummrigen Zwielicht einen dämonisch olivgrünen Schimmer und seine langen Reißzähne reflektierten den Schein.

Sind hier auch Tokoroths in der Nähe oder hatt die Dämonin des Lichts es entlich geschafft sie einzusperren?

fragte er, leiser Hohn lag in seiner Stimme. So durfte man eigentlich nicht von der Lichtgestalt der Dämon sprechen, doch er hasste sie, abgrundtief! Diese "Dämonin" wagte es sich Herrscherin der dunkeln Seelen zu nennen. So ein Blödsinn!

Lacrima schaute etwas angespannt zu dem Fremden. Er wollte es doch nicht wirklich anspringen? Würde er es tun, würde er entweder sterben oder der Glavira. Und wenn der Glavira starb, dann kamen mehrere von ihnen, und dann war alles aus. Oder es kamen noch schlimmere Gestalten.

Nicht springen! Du führst uns ins Verderben wenn du es tust,

flüsterte sie so leise sie konnte.
Doch als der Bluttropfen vor den Glavira fiel schaute es ruckartig nach oben.

Nichts sagen,

sagte sie noch so leise das sie hoffte er würde sie verstehen.
Der Glavira beugte den Kopf wieder nach unten, schnüffelte am Blut und verzog das Gesicht. Schließlich stellte es sich auf die Hinterbeine und sog die Luft ein. Ein Windhauch wirbelte ihre Haare auf, und der Glavira roch sie. Es stemmte sich gegen den Baumstumpf und stellte sich soweit auf wie es konnte.
Lacrima schaltete schnell, sprang davon und suchte sich ein Tier das weniger gefährlich war. Der Glavira rannte ihr hinterher, aber es war nicht so schnell wie sie. Schließlich fand sie einen Kamikar. Es war zwar etwas gefährlich, aber leicht zu überrumpeln. Mit einem Satz sprang sie auf das Raubkatzenähnliche Tier und bevor es einen Ton von sich geben konnte, drehte sie ihm den Hals um. So gab es keinen Blutgeruch und das Tier konnte nicht auf sich aufmerksam machen. Auf einmal hörte sie einen Schrei hinter sich. Der Glavira. Sie wirbelte herum, nahm den toten Kamikar und warf ihn vor die Füße des Glavira. Es schnüffelte daran und begann schließlich an dem Tier zu saugen. Schnell sprang sie wieder auf einen Baum, schaute noch kurz herab und sprang schließlich davon. Als sie den Fremden wieder erreichte lächelte sie zaghaft.

Entschuldige, es hätte mich sonst umgebracht.
Zu deiner Frage. Nein, Tokoroth´s sind meines Wissens nicht mehr hier. Ich war der Meinung sie wurden eingesperrt. Sie waren... ZU gefährlich für die Existenz hier.

Lacrima klammerte sich an einem dicken Ast fest, schwand sich eine Etage höher und blieb schließlich hockend sitzen.

Ist alles in Ordnung mit deiner Hand?

Die weiße Dämonin hatte es also geschafft die Tokoroths einzusperren, verwunderlich... Er sollte den Lichtschatten einmal wieder besuchen...
Bei diesem Gedanken spielte ein boshaftes Lächeln um seine Lippen. Schließlich wandte er sich wieder der Vampirin zu.

Mit meiner Hand ist alles in Ordnung...

gerade eben zog sich die Wunde wieder zusammen und es blieb lediglich ein schwärzlicher Schimmer über seiner Hand, der noch von der Verletzung stammte. Er selbst konnte den Geruch seines eigenen Blutes nicht ausstehen, vermutlich ging es der Vampirin ähnlich.

Tut mir im übrigen Leid, wenn ich deine Nase strapaziere...

meinte er, seine Stimme war trotz des angedeuteten Scherzes kühl und ansonsten tonlos. Er lehnte sich an den Baumstamm und zog die Beine an.
Vieles ging ihm durch den Kopf, und er musste hier in Morkaarun unbedingt einen klaren Geist bewahren, ansonsten wäre alles aus.

Lacrima nickte und sah gerade noch wie die Wunde auf der Hand des Fremden sich zusammen zog.

Ach, das mit dem strapazieren ist halb so schlimm. Es gibt hier noch viel schlimmere Gerüche,

sagte sie und lächelte zaghaft.
In der Ferne konnte sie hören wie der Glavira den Kamikar aussaugte, doch dem Geräusch nach zu urteilen, war nicht mehr sehr viel Blut in dem Körper des Tieres. Als sie an Blut dachte, verlängerten sich automatisch ihre Fangzähne, denn sie hatte wohl länger nichts mehr getrunken. Lacrima konnte schlecht sagen wie lange, denn hier konnte man oft schlecht Tag von Nacht unterscheiden und auch Uhrzeiten waren hier unwichtig.
Abrupt wendete sie den Kopf ab. Ein paar mal atmete sie tief durch, dann war es auch schon wieder vorbei.

Entschuldige,

sagte sie leise und wendete sich wieder dem Fremden zu.

Kann ich dir mal eine Frage stellen? Was führt dich hierher? Es sah, oder sieht nicht danach aus als seiest du freiwillig hierher gekommen, oder?

Nicht wirklich, aber ich bin daran gewöhnt plötzlich hier zu landen, auch wenn mir das schon lange nicht mehr passiert ist...

meinte er. Seine Stimme war nicht abweisend, aber auch nicht freundlich, so wie sie immer war, wenn er sich mit jemandem unterhielt, ohne größere Gedanken daran zu hegen denjenigen umzubringen. Mieron versuchte nicht auf das Geräusch zu achten, das die Glavira verursachten, als sie ein anderes Wesen aussaugten. den dadurch würde das brennende Feuer in seiner Kehle nur geschürt werden.
Er schüttelte den gedanken an den unlöschbaren Durst ab und sah der Fremden in die Augen, an den Rändern seiner Iris verfärbte sich das Blau in ein schmuziges Rot und schnell wandte er den Blick wieder ab. Sein ganzer Körper spannte sich an und seine Reißzähne verlängerten sich für einen kurzen Moment.
Schnell atmete er tief durch und seine Haltung wurde wieder normaler. Er murmelte etwas von ,,Warum ich?!" und lehnte sich gegen den Stamm des Baumes.

Aber.... Ach schon gut,

Lacrima winkte ab und lehnte sich ebenfalls gegen einen Baumstamm.
Der Fremde war doch schon etwas merkwürdig... Aber das war fast alles hier, und so wunderte sie sich lieber nicht. Auch wenn von ihm etwas bedrohliches ausging, sie hatte irgendwie keine Angst vor ihm.
Der Gravira war weiter gezogen, den der Geruch milderte sich langsam ab, und sie konnte weder Geräusche von ihm hören, noch Blut riechen. Eerleichtert atmete sie aus.

Also, wo möchtest du hingehen, wo du schon einmal hier bist? Es muss doch .... Naja, Grund vielleicht nicht, aber es muss..... Ach ich weiß auch nicht.

Er war ja eigentlich mit keinem Grund hierher gekommen, aber er konnte doch wohl auch schlecht auf einem Baum sitzen bleiben.

Eigentlich hatte ich nicht vor weiteren magischen Wesen zu begegnen...

meinte er genervt und sprang zu der Frau auf den Ast. Kurz erwog er, sich die Vampirin als Snack zu genehmigen, doch er besann sich eines besseren. Trotzdem konnte man den Bluthunger in seinen Augen sehen, das war das einzige Gefühl, das er nicht mit seiner Maske überspielen konnte. Seiner Maske aus Eis und Tod. Denn sie brannte wie ein geschürtes Feuer löcher hinein und ließ das Monster in seinem Antlitz aufblitzen, dass er in Wahrheit war, ein blutdurstiger, skrupelloser Dämon, der kein Gewissen, kein Herz, geschweigedenn eine Seele hatte.

Lacrima drückte sich im ersten Moment regelrecht gegen den Baumstamm, als der Fremde vor ihr saß. Sie konnte in seinen Augen den Hunger und die Gier erkennen. Das hatte sie schon so oft gesehen, bei den Tieren die hier rum liefen, doch nie so extrem wie bei ihm.

Ist alles in Ordnung?,

fragte sie etwas angespannt, obwohl sie es gar nichts sein wollte. Warum war er so... durchteinflößend und doch... ja, anziehend?

Möchtest du etwas trinken? Oder essen?

Mieron schüttelte ruckartig den Kopf und sprang einige Äste höher. Seine Bewegungen waren schnell, so schnell wie es ihm möglich war. Bald sahs er weit weg von der Vampirin und konnte durchatmen. Ihr Geruch war immernoch da. Wie Blütenblätter, die vom süßen Frühlingswind von den Blumen gerissen wurden und in einem klaren Teich, duftend nach frischem Regen, landeten. In dem immernoch die Reste des geschmolzenen Schnees vermengt waren.

Komm nicht näher!

meinte er, als sich seine Reißzähne verlängerten und seine Augen langsam rötlich wurden. In Morkaarun war es völlig egal welche Tageszeit gerade war, der Dämon konnte immer ausbrechen. Ausnahmslos immer...

Lacrima schaute nach oben und sah, das die Augen des Fremden nicht mehr blau waren, sondern rot. Wie merkwürdig. War ihm nicht gut oder... war das einfach nur weil er jetzt auf einmal durst bekam?
Doch sie blieb sitzen, denn es hatte wohl seine Richtigkeit das er meinte sie solle ihm nicht näher kommen.

Und du willst also die ganze Zeit hier bleiben, in dem gefährlichsten Wald weit und breit, in dem Zustand, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe? Willst du nicht lieber woanders hin? Hier in der Nähe sind sowieso nicht viele Wesen unterwegs...

Lacrima schaute noch eine Weile nach oben, dann lies sie ihren Blick wieder hinab schweifen. Die Farnre bewegten sich, Lacrima konnte aber nichts sagen was es war, da es zu klein und die Farne zu hoch waren. Allerdings stank es ziemlich, und war somit wohl ein Aasfresser und vielleicht auf dem Weg zu dem Kadaver des Kamikar.

Als ob mir der Wald etwas anhaben könnte... als ob mir etwas gefährlich werden könnte...

er lachte hart auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Er kniff die Augen zusammen, und versuchte einen klaren Kopf zu wahren.
Er atmete flach ein und aus.
Schließlich schaffte er es sich wieder zu beruhigen. Seine Augen verfärbten sich in ein tiefes Meerblau. Alles war wieder in Ordnung. So weit es das sein konnte... Mieron sprang wieder einige Äste tiefer und setzte sich neben die Vampirin auf den Zweig.

Es ist besser, wenn ich keinen anderen magischen Wesen begegne...

meinte er, seine Stimme war schwach und abgehakt, da der Dämon immer noch nach oben drängte.

Lacrima zuckte etwas zusammen bei dem Lachen des Fremden. Doch als sie merkte wie er sich langsam wieder beruhigte, beruhigte sie sich auch. Schließlich saß er dann neben ihr.

Wieso ist es besser wenn du keinem Wesen begegnest? Magst du denn andere bestimmte Wesen nicht?
Und der Wald ist doch schon gefährlich, sogar manchmal für mich, und ich bin ein Vampir.

Langsam entspannte sich Lacrima wieder einwenig, obwohl ihr Verstand es nicht wollte.

Ich bin gefährlicher, als alles, was hier im Wald herumläuft...

meinte er, in seiner Stimme schwang der bittere Ernst mit und die Kälte des Todes, der in seiner Nähe allgegenwertig war. Er schlich wie ein Schatten hinter Mieron um die Bäume und manchmal hüllte er ihn in sein undurschdringliches Schwarz, bis der Dämon das nächste Opfer vorderte.
Er hatte schon lange nicht mehr mit jemandem darüber gesprochen, wie es ihm ging. Doch es schien nötig zu sein, da die vielen schrecklichen Erinnerungen wie Blai auf ihm lasteten.

Ich bin ein Dämon, nein, ich bin der Dämon und ich wurde...vermutlich dazu erschaffen alles magische zu töten.

Lacrima schluckte, musste dann aber grinsen. Langsam schüttelte sie ihren Kopf.

Na, ich ziehe wohl immer die Gefährlichen Leute an... Oder Wesen. Ich bin ein richtiger Glückspilz.

Ihr Kopf fuhr ruckartig hoch, das Grinsen behielt sie aber bei. Vielleicht wollte sie ihre Furcht überspielen, vielleicht wunderte sie das aber auch nicht. Sie war sich gerade selber nicht so sicher.

Und du bist auch noch DER Dämon? Na, dann hab ich ja doppeltes Glück. Vielleicht solltest du hier wirklich etwas aufpassen. Also falls dich jemand erkennt oder so...

Lacrima zog ihre Beine an und umschlang sie mit ihren Armen. Warum eigentlich immer sie? Sie war schon sooft in Gefahr gewesen, aber dies hier berschritt alles. Es war manchmal echt zum verrückt werden.

Das ist mir herzlich egal, ob ich nun unerkannt bleibe oder nicht...

entgegnete er bitter und strich über den silbrig schimmernden Knauf seines Dolchs. Jetzt war er also wieder in Morkaarun, die Tore wurden wieder geöffnet, und er unterhielt sich mit einer Vampirin, deren Geruch ihn schier verrückt machte.
Was war nur los?
Mieron zog die Augenbrauen zusammen als das brennende Feuer des Durstes wieder seine Kehle durchbrach. Schnell wandte er den Blick ab und versuchte sich zu beruhigen. Seine Atmung ging unregelmäßig und er schien beinahe zu keuchen. Alles um ihn herum schwirrte. Und er stützte sich in letzter Sekunde noch an dem Baum ab, sonst wäre er vermutlich herunter gefallen.
Er schloss die Augen.
Der Dämon hämmerte unablässig gegen die geistigen Barikaden. Der Schmerz wurde immer größer und drohte Mieron unter sich zu begraben.
Genau deshalb hasste Mieron das Land der Schatten, hier hatte der Dämon noch mehr Macht als in der Welt der Menschen.

Naja, wie du meinst, es ist ja deine Entscheidung,

sagte Lacrima gelassen und zuckte mit den Schultern. Wenn es ihm so recht war, dann wollte sie sich nicht dazwischen stellen. Es war seine Entscheidung... selbst wenn sie nicht gerade sehr schlau war. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust weiter zu leben. Sie wusste es nicht. Sie kannte ihn ja auch kaum.
Lacrima wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie bemerkte wie der Fremde fast vom Baum fiel. Sie wollte gerade einen Kommentar dazu abgeben, was er denn für ein Dämon sei, der von einem Baum fällt, als sie bemerkte wie anscheinend der Dämon in ihm hoch kam, genau wie vorhin. Ihr Reflex schaltete um, und mit ein paar Sätzen saß sie ungefähr 5 Äste über ihm. Lacrima kauerte sich zusammen, bereit entweder die Flucht zu ergreifen, oder zu versuchen sich zu wehren, denn ganz schwach war sie nun auch wieder nicht.

Alles klar da unten? Passiert dir das öfters?

Ihre Simme war neugierig und etwas Besorgnis schwang in ihr mit, doch Lacrima bewegte auch nicht einen Muskel, und blieb wie eine Statue sitzen.

Mieron zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Seine Sicht begann zu verschwimmen. Schmerzen wallten durch seinen Körper, und er hätte beinahe laut aufgeschrien. Alles in ihm wurde von eisigen Flammen umschlossen, Flammen, die die kälte des Todes hatten und doch von brennenden Schmerzen begleitet wurden. Er schloss die Augen.
Er brauchte dringend Blut, magisches Blut, sonst würde er in diesem Land durchdrehen, und nie wieder zu Sinnen kommen. Doch da war wieder das Problem, das der Dämon, wenn er ein Wesen tötete an Stärke gewann... und Mieron hatte nicht die Macht dazu ihn davon abzuhalten sein Opfer umzubringen.
Er hörte die Frage der Vampirin wie durch watte. Passierte das öfter? Ja... War alles klar? Nein...
Doch er konnte nicht antworten...
Er brachte lediglich ein gekrächztes:

Lauf weg, ich habe mich nicht mehr lange unter Kontrolle!

zu stande und konzentrierte sich dann wieder auf die Schmerzen, die ihn immer wieder übermannten.