Morkaarun - Land der Schatten

Mieron stapfte einige Schritte bis zu der abgeflachten Spitze des Delinû und blieb dort stehen. Das Wasser umströmte seine Knöchel und färbte sich um ihn herum allmälich pechschwarz, ohne, dass es das grelle Himmelsleuchten reflektierte.
Mieron stöhnte leise auf, als ein brennender Schmerz durch seinen Kopf schoss. Er verschloss schnell seinen Gesit und drängte den Eindringling hinaus.
Dann wandte er sich zu Lacrima um und schenkte ihr ein gequältes Lächeln, wobei seine Mundwinkel gleich darauf wieder nach unten abrutschten.

Alles was jetzt passiert ist vermutlich meine Schuld... es tut mir leid...

Ich... verstehe nicht ganz...

Lacrima legte den Kopf schief und und guckte etwas fragend.
Automatisch ging sie allerdings ein paar Schritte zurück. Das ganze gefiel ihr einfach nicht. Sie hatte ein ungutes Gefühl, das nicht nachlassen wollte.

Das ganze ist doch.... Ich weiß auch nicht...

Sie holte einmal tief Luft und schluckte einmal.

Mieron... was ist hier los?

Ich bin mir nicht sicher, aber wenn ich die Zeichen richtig deute, dann...

Mieron brach abrupt ab als in einer roten Nebelschwade eine fremdartig wirkende und doch menschenähnliche Gestalt auftauchte. Seine Haare hingen zerzaust hinunter und waren von einem schmuzigen braun-schwarz. Er trug einen langen Mantel, der mit Blutflecken überseht war und auf seiner Schulter saß ein schwarzes Tier mit roten Augen, das Mieron jedoch nicht recht zuürdnen konnte, da es mit der Dunkelheit verschmolzen zu sein schien.
Die Augen des Fremden waren von dem selben Eisblau wie Mierons.

Du hast es nicht falsch gedeutet....

krächzte der Fremde mit rabenhat rauer Stimme und ließ seinen Blick zu der Vampirin schweifen, wobei sein eines Auge starr ins Leere blickte, als wäre er dort blind.
Der Mann löste sich auf und tauchte hinter Lacrima in einem blutigen Schleier wieder auf.

Und wen haben wir da hübsches? Deine Freundin Mieron?

fragte der Fremde spöttisch.
Mieron biss sich auf dei Lippe und verfolgte jede seiner Bewegungen in angespannter Haltung.

Lacrima verharrte in einer unbeweglichen, einer Statue ähnelnden Position und bewegte sich vorest nicht.
Doch als er hinter ihr stand und sie seine Stimme vernahm, spannte sie sich noch mehr an und stellte sich in eine recht normale Position hin.
Sie traute sich nicht zu sprechen noch irgendeine Bewegung zu machen, in der Angst getötet zu werden. Was wollte der Kerl? Woher kannte er Mierons Name? Doch sofort hörte Lacrima auf darüber nachzudenken.
Leise schluckte sie. Leicht hilfesuchend sah sie kurz zu Mieron, dann senkte sie ihren Blick wieder und schaute nur noch stumm auf den Boden vor ihren Füßen.

Muss das ausgerechnet jetzt sein, Aarvon?

zischte Mieron, ungehaltene Abscheu schwang in seiner Stimme mit.

Ich sehe schon... ihr seit beschäftigt...

ein hämisches Grinsen breitete sich über den Zügen des Fremden aus znd er betrachtete Mieron einige Augenblicke lang, dann wandte er sich wieder an die Vampirin.

Was machst du denn hier draußen? Am gefährlichsten Ort in Morkaarun und das mit einem Monster... du hast doch nicht wirklich gedacht, dass er dich mag? Er ist eine Bestie, er will lediglich dein Blut, mehr nicht... du solltest nicht dazu gezwungen sein, dich mit jemandem wie ihm abzugeben... du hättest besseres verdient...

meinte Aarvon, während er die Vampirin in engen Kreisen umschritt, ihren Blick dabei jedoch immer gefangen hielt.

Lacrima verkiff sich den Kerl anzuschreien. Stattdessen biss sie die Zähne aufeinander und wartete einige Momente ehe sie antwortete. Ob sie es sollte, ob es besser war, war eine andere Sache.
Leise begann sie :

Ich... bin mir nicht sicher... Aber selbst wenn Mieron nur mein Blut trinken wollte... weglaufen könnte ich doch nicht..
Aber was meinst du mit ,,etwas Besserem"?? Hier, in Morkaruun... ich bin mir nicht sicher ob da jemand ist.... zudem... Hab ich mit Mieron kaum was am Hut... ich will nur wieder von hier weg,..

Die Worte schmerzten immer mehr. Aber war die Wahrheit besser?

Ach nein?

fragte Aarvon.

Ist schon gut, Lacrima, er weiß ausnahmslos alles...

murmelte Mieron und trat zwischen Aarvon und Lacrima. Der Magier wandte sich unverwandt weiterhin an Lacrima, so als wäre es Mieron nicht wert, dass er mit ihm sprach,

Ich kann dir gerne erleutern, was ich meine...

meinte er mit einem leicht spöttischen Unterton in der Stimme. Sein Blick zuckte einmal kurz zu Mieron und er schüttelte resigniert den Kopf.

Du verfällst immer mehr... es ist traurig, was aus dir geworden ist... du warst einst ein guter Junge...

sagte Aarvon nun zu dem Dämon, der jedoch keine Miene verzog.
Plötzlich löste sich das Tier das auf Aarvon getrohnt war, es war ein reudiges, schwarzes Frettchen, dessen Augen blutrot blitzten. Es setzte sich auf Lacrimas Schulter und umstrich ihren Hals, wobei sein Blick immer wieder zu ihrer Halsschlagader zuckte.
Mieron senkte den Kopf und zischte etwas auf einer Fremden Sprache, die Aarvon jedoch zu verstehen schien.

Es war nicht mein Wunsch dich zu sehen, Bastard, sondern seiner...

entgegnete er, jedoch in ganz normaler "Menschensprache".

Lacrimas Augen blizten kurz wütend auf, als das Tier auf ihre Schulter sprang. Sie hätte es gerne gewürgt oder sonstiges mit ihm angestellt, aber das war wohl nicht das richtige.
Sie würgte innerlich als das merkwürdige Frettchen ihren Hals umstrich.

Seiner? Wer wollte Mieron sehen?,

nuschelte sie, da sie das Gefühl hatte wohl aufzuschreien wegen dem Vieh auf ihrer Schulter.

Unwichtig...

winkte Mieron barsch ab, noch bevor Aarvon etwas sagen konnte. Mieron nahm das Frettchen von Lacrimas Schulter, auch wenn es ihm nicht behagte, es anzufassen und setzte es auf den Boden.
Augenblicklich sprang das Tier auf seine Schulter.
Ein kalter Schauer jagte über Mierons Rücken.

Du müsstest es eigentlich besser wissen, Mieron...

höhnte eine dunkle, melodisch klingende Stimme, die wohl zu dem Frettchen gehörte. Es begann jetzt um Mierons Kehle zu streifen, wobei er sie ab und zu mit den Zähnen berührte.
Mieron schluckte trocken, ließ es jedoch zu.

Lacrima lief ein unbehaglicher Schauer über den Rücken.
Das alles hier, der Kerl, der Nebel, ja sogar das Frettchen gefielen ihr überhaupt nicht.
Wieder einmal zuckte Lacrima zusammen.

Unwichtig? Das.... Ach egal.

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und ihre Miene wie Frustation auf.
Unweigerlich sah sie zu dem Mann, der mit ihr geredet hatte und starrte ihn kalt an. Aus den Augenwinkeln aber beobachtete sie Mieron und das Frettchen.

Könntest du jetzt zur Sache kommen, Aarvon?

fragte Mieron forsch und versuchte das Frettchen, dass um seinen Hals strich nicht zu beachten.

Du hast dich lange nicht blicken lassen... Arkaras ist beinahe dabei den Verstand zu verlieren...

Ein Lautes knurren entfuhr Mieron, als ihm klar wurde, was los war. Er schluckte trocken und seine Muskeln spannten sich an, als er erkannte, was Sache war.

Habe ich nicth ausdrücklich gesagt, dass ich das nicht mehr tun werde?!

zischte er.

Lacrimas Blick schweifte nun von Mieron zu dem Fremden, dessen Namen wohl Aarvon war.
Was wollte der Kerl? Und wer war Arkaras? Das alles löste in Lacrima eine Sturmflut von Fragen aus, seit sie hier waren.

Ich... Ähm.... Mieron, nun sag mir doch endlich was hier los ist!,

zischte sie halbwegs und stellte sich neben ihn. Ihr Blick fiel wieder auf Aarvon, dann auf das Frettchen das um Mierons Hals strich.

Bitte,

flehte sie.

Ohne Vorwarnung löste sich Aarvon im Nebel auf, das Frettchen blieb auf Mierons Schulter sitzen und streckte sich genüsslich. Er rollte sich zusammen und blinzelte aus roten Augen zu Lacrima.

Aarvon ist ein Schattengeist, und Arkaras...

Mieron deutete etwas wiederwillig auf das Frettchen, das sich auf seiner Schulter reckelte.

Isr ein Dämon... oder so etwas ähnliches...

fügte er noch hinzu.

Lacrima schluckte kurz und sah dann etwas verwirrt aus.

Also, das Frettchen da auf deiner Schulter ist ein Dämon? Warum ist er denn nicht in Menschengestalt?

Neugierig und etwas eingeschüchtert sah sie zu dem Frettchen mit den blutroten Augen.
Hm, das war ja etwas abgedreht.

Hmm... und was ist jetzt?

Er ist das Gegenstück zu meinem Dämon...

zischte Mieron verbittert und warf dem Frettchen einen kurzen Seitenblick zu.

Es ist ein wenig verworren...

meinte Mieron und stapfte in den schwärzlichen Wassermassen zum unteren Ende des Berges.

Hm, naja, ich sag dazu lieber nichts.

Lacrimas Blick schweifte umher. Der Nebel löste sich langsam auf, und Lacrima konnte jetzt wieder normal ein und aus atmen.

Naja, da der Nebel sich auflöst, können wir auch weiter gehen, oder???

Kurz hielt sie inne und ein kalter Blick traf das Frettchen.

Kommt er jetzt auch mit?

Sie hatte keine Lust auf Gesellschaft. Nicht von diesem Dämon. Wobei, sie kannte ihn nicht aber... Sie wollte es einfach nicht.

Nein, er kommt nicht mit...

zischelte Mieron und nahm das Frettchen am Nackenfell. Er setzte es unsanft am Boden ab und verpasste ihm einen Fußtritt, auch wenn es ihm nicht gefiel, den kleinen Dämon, oder besser gesagt seinen Körper zu verletzen.

Komm...

meinte er trocken und nahm Lacrima bei der Hand. Er setzte über den See, der um den Delinû herum war.

Lacrima blickte, auch wenn es ihr innerlich widerstrebte, das Frettchen traurig an. Nein, sie wollte nicht das es mitkam, aber das es getreten wurde, auch wenn es ein Dämon war, mochte sie nicht.
Allerdings schüttelte sie den Gedanken ab und folgte Mieron vorerst stumm.
Schließlich kamen Fetzen des Gesprächs zwischen Mieron und Aarvon wieder in ihre Gedankengänge.

Du hast dich lange nicht blicken lassen... Arkaras ist beinahe dabei den Verstand zu verlieren...
Habe ich nicth ausdrücklich gesagt, dass ich das nicht mehr tun werde?!

Lacrima schluckte.

Was will er nicht mehr tun?

Aber sorecht traute sie sich nicht zu fragen.

Tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest...

meinte Mieron trocken und schlendertein Richtung Wald, sein Tempo war trotzdem, dass der Dämon gelassen wirkte, zügig. Mieron wandte sich kein einziges Mal mehr zum Delinû um, er wollte keinen Blick mehr auf das Frettchen werfen, oder vielleicht noch etwas anderes zu sehen, dem er keinen Gedanken schenken wollte.

Was willst du jetzt machen? Es gibt noch zwe... ein Land in Morkaarun, das wir uns ansehen können...

der Dämon wollte so schnell wie möglich vergessen, was geschehen war, deshalb wollte er irgendetwas machen.

Lacrima seufzte und überholte Mieron mit ein paar großen Sätzen und stellte sich vor ihn.
Sanft stemmte sie sich gegen seine Brust und grinste.

Zunächst einmal, reg dich ab und sei nicht so hektisch. Okay?

Ihr Blick blieb an seinen eisblauen Augen hängen und aus dem Grinsen wurde ein leichtes Lächeln.

Und welches Land wäre das, wenn ich fragen darf?

Wie es genannt wird weiß ich nicht genau... aber es ist dort ruhiger als hier oder in Onaarun...

meinte er und erwiederte ihren Blick. Seine Augen blitzten immer noch kalt, doch sie wurden ein wenig sanfter. Mieron schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sofort nachdem er die Lider wieder aufgeschlagen hatte fing er wieder ihren Blick ein.

Danke übrigens, dass du nicht einfach weggerannt bist...

Mieron fasste es nicht! Er bedankte sich, und dass auch noch wegen so einer Belanglosigkeit! Er schien wirklich seinen Verstand zu verlieren...

Lacrima zog die Stirn kraus, lächelte dann aber doch.

Naja, warum sollte ich auch weglaufen? Ich bin nicht feige...

Ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen, selbst wenn sie wohl gar nicht grinsen wollte.
Einen Augenblick stand sie nur da und sagte nichts, dann seufzte sie einmal kurz.

Okay, gehen wir zu dem Ort dessen Name dir entfallen ist... Oder dessen Name du nicht kennst.

Sie machte schon anstalten los zu gehen, hielt aber inne und lachte dann kurz leise.
Langsam drehte sie sich um.

Wo geht es lang?

Mieron lachte ebenfalls auf, da Lacrima genau in die falsche Richtung losgehen wollte. Er deutete mit dem Daumen über dei Schulter und konnte sich ein leichtes Lächeln um die Mundwinkell nicht verkneifen.

Da gehts lang...

meinte Mieron. Das Lächeln umspielte immer noch seine Züge. Langsam ging er los, darauf bedacht nicht wieder loszuhetzen um von diesem Berg so weit wie möglich weg zu kommen.

Lacrima betrachtete zufrieden Mierons Lächeln und folgte ihm dann schließlich.
Mit ein paar Sätzen war sie dann auch wieder auf gleicher Höhe wie er. Schweigend lief sie weiter, hatte aber immer noch ein vergnügtes Lächeln im Gesicht.
Aus den Augenwinkeln betrachtete sie Mieron.

Ein Gespräch wäre jetzt angebracht, um ihn abzulenken, aber mir fällt nichts ein....
Oh man, das ist echt frustrierend!

Verärgert über sich selbst ging sie einfach weiter.

Aryata hörte Wasser. Viel Wasser, das gegen die Felsen prallte und sich weiße Gischt bildete.. Sie öffnete die Augen und blickte sich um. Inmitten eines Meeres stand Aryata und spürte die Nässe auf ihrer Haut. Wo war sie? Sie kannte den Ort nicht, hatte ihn nie zuvor gesehen. Wie kam sie hierher? Auch konnte sie sich nicht erinnern, hierher gegangen zu sein. Die Wellen tanzten, das ganze Meer rauschte. In der Ferne, ganz weit weg, hörte sie Stimmen. Sie wusste nicht, wie weit entfernt es war, doch sie verstand jedes Wort. Aber sie konnte keinen Zusammenhang erkennen. Ein Wort war höchst beunruhigend: Dämon. Seit sie fünfzehn war, verabscheute sie diese Wesen zutiefst. Sie wusste auch nicht, warum, aber seit sie ihre Flügel besaß... Weiter kam sie nicht. Ein Kopf tauchte aus dem Wasser auf und ein abscheuliches Wesen starrte sie an. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie möglichst schnell verschwinden sollte, doch es war schon zu spät: Wie ein Pfeil schoss das riesige Wesen vor und verbiss sich in ihrem Hals. Aryata schrie auf, laut, sodass man es sicher weit entfernt noch hören konnte. Es hörte sich aber nicht wie ein Schrei an, mehr wie ein glockenheller Ton, der aus ihrem Mund in die Freiheit drang. Mit ihren Händen versuchte sie, das Ungeheuer wegzudrücken, doch sie wusste schon vorher, dass sie verloren war. Mit einem letzten Gurgeln wurde sie unter Wasser gezogen und verlor das Bewusstsein.