Im Schatten von Miami

Mieron richtete sich vorsichtig auf. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um die Person, die vor ihm stand, seinen Zwillingsbruder... doch sofort als sein Blick die kleine Gestaltwandlerin traf regte sich etwas in ihm, war es der Dämon? Mieron drängte ihn vorsorglich hinter noch dichtere Mauern, ließ den Blick aber auf dem kleinen Mädchen ruhen. Sie sah so zart aus und zerbrechlich und allein ihre großen, kindlichen Augen weckten in Mieron einen Beschützerinstinkt. Was wollte dieses Mädchen hier und warum stellte sie sich vor den Lauf einer Pistole... Ichiru hätte sie...
Nein, das hätte er nie getan. Dieser Vampir, war immernoch sein Bruder und er wusste von seinem Bruder, dass er ein gutes Herz hatte, immer schon gehabt hatte, im Gegensatz zu ihm selbst.
Doch jetzt bedrohte er die Vampirin und das war Mieron zu viel. Er stellte sich vor Lacrimaa und funkelte seinen Bruder kalt an.

Lass die anderen aus dem Spiel, wenn du mich töten willst, da du jetzt ja für den Senat arbeitest tu das, aber diese Sache geht dann nur dich und mich etwas an... weder Lacrima, noch Lyka oder Nékan sollen da mit reingezogen werden...und auch nicht die Kleine...

er streifte mit dem Blick kurz die Gestaltwandlerin und seine Züge wurden weicher. Doch umso entschlossener wurde er, dass er alle anderen aus dieser Sache raushalten würde. Ganz sicher. Mieron nahm keine Kampfhaltung an, er spannte nicht einmal die Musklen. So war es richtig, solange niemand anderer verletzt wurde.

Lacrima knurrte leicht als Mierons Bruder sie so anzischte. Sie wäre nicht auf ihn los gegangen, nein, dann würde sie sich nur Ärger mit dem Vampirsenat einhandeln. Aber tief in ihr wäre sie ihm am liebsten an die Kehle gesprungen.
Als sich Mieron vor sie stellte und sie in einer gewissen Weise beschützte, staunte sie nicht schlecht. Er hatte also auch wirklich seine guten Seiten.
Sie sah wie Mierons Blick auf die kleine Gestaltenwandlerin fiel, und sein Blick hatte in dem Moment etwas ganz merkwürdiges. Lacrima wusste nicht genau was, aber so hatte sie ihn noch nie gucken sehen.
Doch als sie sah das die Gestaltenwandlerin aber irgendwie schutzlos da stand, zog Lacrima die Kleine zu sich, hinter Mieron. Es war wohl etwas sicherer, selbst wenn sie sich wehren konnte, sie hatte etwas an sich ... etwas zerbrechliches, kleines. Und sie konnte sie einfach nicht dort stehen lassen.
Leise verharrte sie hinter Mieron und schaute dem Geschehen aufmerksam zu.

Silura sah beunruhigt zu, wie sich die Lage zwischen den Anwesenden wieder anspannte. Zuerst hätte es beinahe so ausgesehen, als hätten sich die beiden Brüder wieder vertragen, doch dann hatte der eine die fremde Frau angeknurrt und sie beinahe angegriffen. So hatte sich die Lage wieder zugespitzt. Sie wollte gerade etwas sagen und den Beiden erklären, dass sie sich vertragen sollten, als sie von der Fremden hinter den einen der Zwillingsbrüder gezogen.
Die Frau hatte wieder diesen süßlichen Geruch an sich, der Lu auffauchen ließ. Die Häärchen in ihrem Nacken stellten sich auf und alles in ihr schaltete auf Alarmbereitschaft um.
Lu hatte Angst, Angest vor dem einen der Zwillinge und vor der Frau. Auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass der kälter wirkende der Zwillinge der Gefährlichste der drei war, drängte sie sich an ihn und meinte zitternd, mit einem leichten Flehen in der Stimme:

Bitte, nicht kämpfen...nicht...ihr seid doch Brüder...

Ihr Blick zuckte zwischen den Beiden hin und her.

Als Lacrima merkte wie die kleine Gestaltenwandlerin sie anfauchte und sich vor Angst anspannte lies sie sie los und kurz darauf klebte sie regelrecht an Mieron.

Merkwürdig das sie sich an Mieron hällt, wo ihr Verstand ihr eigentlich sagen müsste das er gefährlich ist.

Es war wirklich merkwürdig, und doch lies Lacrima die Kleine bei Mieron. Er würde ihr schon nichts tun, und wenn doch stand sie nah genug um zu helfen.
Als sie sagte das die beiden nicht weiter kämpfen sollten, da sie Brüder waren nickte Lacrima zustimmend.

Ich finde auch ihr solltet nicht kämpfen. Ich meine, kann man das nicht so regeln ohne ein Blutbad anzurichten? Ich weiß nicht worum es geht und warum ihr euch gerade so anknurrt, aber ich bin mir sicher ihr könnt euch nicht so sehr hassen das ihr euch gegenseitig umbringt.

Mieron schien seltsamerweise Beschützerinstinkte für die kleine Gestaltwandlerin zu entwickeln... er brauchte einfach immer einen Schwächeren, mit dem er sich stark fühlen konnte. Ichiru lachte hart auf. Sein Bruder wollte also sterben... für seine... konnte man es Freunde nennen?

Du hast Recht, ich bin gekommen, um dich zu töten... wenn auch nicht im Auftrag des Senats. Sondern ganz allein, weil ich mich schon so lange danach sehne... aber... es macht keinen Spaß, wenn du dich nicht mir einfach auslieferst.

Seine Stimme blieb ruhig, doch sein Blick wurde immer härter. Ichiru kam er immer weiter auf Mieron zu, während er sprach, bis er direkt vor ihm stand.

Also wehr dich! Wo ist der kämpferische Mieron geblieben, den ich früher so...

Er brach ab und schüttelte wütend den Kopf. Wieder funkelte er Mieron an.

Kämpfe endlich! Worauf wartest du noch?!

Lacrima spannte sich immer mehr an, als der Bruder von Mieron, eigentlich auf ihn, aber auch auf sie zuging. Ein Fauchen entfuhr ihr. Und schließlich musste sie mit sich ringen um ihn nicht anzuknurren.
Was war das für ein Bruder der so kalt war? Lag das etwa in der Familie?
Kurz zog sich ein Schmunzeln über Lacrimas Gesicht, aber ihr war nicht dazu zumute. Deswegen schüttelte sie es ab und ihr Gesicht sah wieder angespannt und wütend aus.

Was bildet sich der Kerl eigentlich ein? Es geht mich zwar nichts an, aber ich kann den Kerl nicht ausstehen, so wie er mit.... Mieron redet.

Jetzt nahm sie ihn auch noch gewisser Weise in Schutz. Sie war wirklich etwas zu weich für diese Welt.
Plötzlich tat sie etwas, wofür sie sich wohl völlig hassen würde, aber erst später. Sie schubste Mieron nach hinten und stellte sich vor ihn.
Okay, dann würde sie halt sterben. Aber irgendwie glaubte sie, bei einem falschen Wort würde der Kerl abdrücken und dann würde es einem von den beiden schrecklich Leid tun.
Wütend funkelte sie den Bruder an.

Kannst du das nicht normal regeln?!

Nein, ich werde nicht gegen dich kämpfen...

meinte Mieron kühl, sein Blick war immernoch auf die kleine Gestaltwandlerin gerichtet und der Ausdruck, der sich über sein Gesicht zog wurde zunehmend verwirrter. Irgendetwas war an dewr kleinen, der ihn total umkrempelte. Es war kein Hass mehr in Mieron, weder auf sich selbst noch auf sonst irgendjemanden und schon gar nich auf Ichiru, ihn könnte er sowieso nicht hassen.
Die kleine Gestaltwandlerin hatte sich dicht an ihn gedrängt und winselte leise. Die kleine hatte Angst und sie wollte nicht, dass ein Kampf ausbrach. Seltsamerweise wollte Mieron ihr diesen Wunsch erfüllen.
Als Lacrima sich vor ihn stellte legte er ihr die Hand auf die Schulter und meinte.

(Achtung, ich habe Lu jetzt auch gleich mitgeschrieben)

Ist schon gut, ich habe es nicht anders verdient...

Mieron bückte sich kurz und schob das kleine Mädchen von sich, doch bevor er aufstehen konnte umklammerten ihn zarte Arme.

Nicht... keiner hat so etwas verdient...

Mieron sah die kleine perplex an schloss sie jedoch schlussendlich in die Arme. Er schloss die Augen. Die kleine legte ihre Wange an seine und plötzlich roch er salzige Tränen.

Shh-Shh...nicht weinen ist schon gut...

Die kleine klammerte sich fest um seinen Hals und wollte ihn nicht mehr frei geben. Doch schließlich löste Mieron, wenn auch nur wiederwillig ihre Arme in seinem Nacken, gab ihr einen Kuss auf die Haare. Er wusste nicht warum er das tat, und stellte sich zwoschen Lacrima und Ichiru.
Er nahm den Lauf der Pistole und richtete ihn auf sich.

Jetzt schieß schon...

Lacrima, die noch vor Mieron stand schaute unglaubwürdig zu Mieron und der Kleinen.
Wieso war er so nett zu ihr? Kannte er sie?

Du hast es nicht verdient zu sterben. Verstanden?!

Als Mieron sie aber wieder nach hinten zog sah sie sich irgendwie aufgefordert mit dem Mädchen zu reden.

Hallo. Mein Name ist Lacrima, und wie heißt du?
Kennst du Mieron? Also diesen Kerl?

Sie zeigte kurz auf Mieron.

Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich tu dir nichts.,

sagte sie als ihr wieder einfiel das sie Lacrima angefauchte hatte und irgendwie ängstlich gegenüber ihr war.

Lu blieb auf Abstand zu der Fremden, Lacrima, doch lächelte sie höflich, soweit es ihr angesichts dieser Lage möglich war. Sie schüttelte langsam den Kopf.

Nein...nein, ich kenne ihn nicht...

sie strich sich über die Stelle an der er seine Lippen auf ihr Haar gedrückt hatte und ihr stiegen erneut die Tränen in die Augen. Sie wusste nicht wieso, aber sie fühlte sich zu dem Jungen hingezogen, aber ein anderer Impuls sagte ihr, dass sie sich jetzt nicht mehr in den Streit der Brüder einmischen durfte. Sie würden sich schon nicht umbringen...dachte sie zumindest...

Mien Name ist übrigens Silura...

Lacrima nickte.

Du siehst ziemlich vertraut aus, als du bei Mieron standest. Deswegen dachte ich das ihr euch kennt. Es ist etwas... ungewöhnlich das er so eine Zuneigung zu jemandem zeigt den er nicht kennt. Mich wollte er ja glatt-

Sie heilt inne. Nein, das erzählte sie Silura wohl lieber nicht. Sie sah sowieso schon ziemlich mitgenommen aus, und es war nicht gut zu erzählen das Mieron sie töten wollte, schon mehrere male, und sie wohl bald auch Tot sein würde, und in Gefahr schwebte.

Silura ist ein sehr hübscher Name.

Lacrima überlegte kurz was sie sagen könnte. Sie war durch die ganze Situation etwas durcheinander. Neben ihr drohten sich zwei Brüder zu zerfleischen und sie unterhielt sich mit einem kleinen Mädchen. Es war schon sonderbar.

Warum tat er das? Wieso ging er so… liebevoll mit der Kleinen um, die hier einfach so hereingeplatzt war, wozu sie absolut kein Recht hatte?! Wie er sie sanft in die Arme nahm… das war einfach zuviel! Die Erinnerungen stürzten auf Ichiru ein. Doch von außen sah man davon nichts.
Erst als Mieron den Lauf der Pistole auf sich richtete, entfuhr ihm ein überraschtes Zischen. Ichiru biss die Zähne zusammen. War es das nicht, was er wollte? Nein, nicht so… Ärgerlich stieß er Mierons Hand weg und ließ die Waffe zu Boden fallen. Dann duckte er sich und knurrte grimmig.
So etwas hatten sie früher schon manchmal gemacht… aus Spaß gekämpft. Doch jetzt war es bitterer Ernst. Damals war Mieron Ichiru natürlich immer weit überlegen gewesen. Mensch gegen Siluner. Doch jetzt hieß es Vampir gegen Dämon und das Kraftverhältnis war ungleich ausgewogener. Auch wenn Mieron stärker war, war Ichiru mit vampirhafter Schnelligkeit ausgestattet.

Ich habe es mir überlegt… ist es so vielleicht reizvoller für dich?

Er spannte die Muskeln an und wartete lauernd.

Ich. Werde. Nicht. Gegen. Dich. Kämpfen.

Mieron betonte jedes Wort wie einen Satz und sah seinem Bruder dabei tief in die Augen. Sie waren nicht in dem selben durchdringenen Blau wie die seinen und trotzdem weckten sie tausende Erinnerungen an die Vergangenheit. Vor allem die kleinen Spaßkämpfchen, die sie ausgetragen hatten, und bei denen Mieron Ichiru manchmal gewinnen hatte lassen oder einfach in Frettchengestalt zwischen seinen Füßen herumgewuselt war.
Nein, er würde nicht gegen ihn kämpfen nicht wirklich, auch nicht, wenn er jetzt ein Vampir war und sein...Gegner... Sein Blick zuckte noch einmal zu der kleinen Gestaltwandlerin hinter ihm und er betete inständig, dass sie gehen würde, aber danch sah sie nicht aus.
Er wollte es der Kleinen eingeltich erspaaren dieses Blutbad sehen zu müssen...

Ichiru stieß zischend die Luft aus. Er richtete sich auf und wandte den Blick ab. Was war los mit ihm? Warum ging er ihm nicht an die Kehle, verdammt?! Weil er sich einfach so ergab. Konnte er Mieron nicht irgendwie reizen…? Da fiel sein Blick auf die Gestaltwandlerin, die sich mit der Vampirin unterhalten hatte und etwas abseits stand. Ein dämonisches Grinsen umspielte seine Lippen.
Blitzschnell stand er bei ihr und packte sie grob am Arm.

Was will eigentlich die hier?

Fragte er unschuldig.

Ist das deine kleine Freundin?

Mieron fauchte auf und bevor er selbst wusste, was er tat stand er zwischen der Gestaltwandlerin und Ichiru. Er hatte den Arm seines Bruders, den er an das Mädchen gelegt hatte, hochgerissen und ihn auf Ichirus Rücken gedreht.

Lass deine Klauen von ihr!

Er verdrehte seinem Bruder den Arm noch weiter und fauchte wütend. Da plötzlich spürte er wie jemand an seinem mantel zog.

Nicht, hör auf...

sagte die kleine Gestaltwandlerin und sah ihn aus großen Augen heraus an. Mieron ließ Ichiru los und kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er bückte sich zu der Kleinen und hob sie vorsichtig hoch.

Alles in Ordnung, er wird dir nichts tun...

meinte er und strich ihr die Haare hinter das Ohr.

Ichiru hatte damit gerechnet, dass er wütend werden würde, aber diese Reaktion hatte er nicht erwartet. Seltsamerweise lächelte er, als sein Bruder ihn festhielt.

Interessant... wirklich interessant...

Murmelte er. Scheinbar amüsiert beobachtete er die beiden, während es ihn innerlich vor Hass schier zerriss.

Hier sollte jemand ganz anderer seine Klauen von ihr lassen...

Gespielt leichthin meinte er:

Und wer sagt, dass diese Bestie, dieser Dämon, dir nichts tut? Der, der dich jetzt anscheinend völlig harmlos im Arm hält?!


Sein Blick streifte nur kurz das Mädchen, dann glitt er zu Mieron zurück.

Mieron war entsetzt, auch, wenn er nicht wusste warum, das Mädchen hatte ein recht darauf zu erfahren, wer er wirklich war... trotzdem hatte er Angst davor, dass sie sich vor ihm fürchten könnte, doch seine Ängste wurden zerschlagen, den das Mädchen richtete sich in seinem Arm auf und sagte:

Er wird mir nichts tun!

ihre Stimme klang fest, auch wenn sie lispelte und sie schmiegte sich an Mieron. Er sah ihre Halsschlagader. Der Dämon rührte sich und er wandte schnell den Blick ab. Diesem Mädchen würde er nichts tun, niemals. Er setzte sie vorsichtig ab und stellte sich schützend vor sie.

Vielleicht magst du recht haben, aber im Moment bin nicht ich die Bestie hier...

meinte er bestimmt. Sein Bruder, der selbe, der vor langer Zeit so ruhig und freundlich gewesen war, griff ein Mädchen an, um jemanden zu provozieren.

Wieder lächelte Ichiru beinahe versonnen. Er hatte es geschafft... sein Bruder hatte ihn eine Bestie genannt.

Wer hätte gedacht, dass es irgendwann einmal so aussieht...

Vielleicht hast du wirklich Recht...

Murmelte er.

Trotzdem bin ich nicht der einzige hier in diesem Raum, der ihr besser fernbleiben sollte... und das weißt du.

Jetzt hatte er Mierons wunden Punkt entdeckt und das nutzte er voll und ganz aus.

Mieron senkte den Blick. Ja, dass wusste er, aber er wusste auch, dass er es nicht schaffen würde, sich von der Kleinen fern zu halten. Er biss die Zähne zusammen und schaute auf. Wobei er sich auch ganz sicher war war, dass er Ichiru nicht angreifen würde, er war immernoch sein Bruder, auch wenn er ihn für seinen Todfeind hielt. Doch der Dämon in ihm sah das anders. Er sah in dem Jungen, nein in dem Mann vor ihm lediglich einen Vampir, ein Wesen, das getötet werden musste. Der Dämon nutzte Mierons geistige Abgelenktheit und durchbrach die Barikaden. Augenblicklich veränderte sich seine Sicht und alles um Ichiru herum hüllte sich in ein tiefes Rot. Das Rot würde noch verstärkt werde. Es würde Blut fließen. Sehr viel Blut.
Der Dämon erkannte sofort, als er sehen konnte, dass Ichiru ein besonderer Vampir war, sein Blut würde ihm besonders gut schmecken.
Norvas drückte sich vom Boden ab und riss Ichiru im nächsten Moment um. Seine Augen waren ebenfalls in das Rot des Blutes gehüllt, das er zu sehen wünschte und färbten sich immer tiefer in diesem Ton.
Sekundenbruchteile nachdem Norvas den Vampir angesprungen hatte schlugen sie am Boden auf. Norvas´ Fangzähne verlängerten sich und er brachte sie gefährlich nahe an Ichirus Hals.

Gefällt es dir so besser?

fragte er zynisch. In seiner Stimme lag einzig und allein die Kälte des Todes.

Ichiru knurrte auf, genau darauf hatte er gewartet. Er wand sich blitzschnell unter Mieron, oder besser gesagt, Norvas, heraus und wich ein paar Schritte zurück.

Ja, so gefällst du mir...

Zischte er gehässig und ließ sich nach vorne in Kauerstellung fallen.

Als seelenloses Monster... Ja, wir haben doch ein paar Gemeinsamkeiten...

Es klang eher sarkastisch, aber vor allem verächtlich. Schnell brachte er eine noch größere Distanz zwischen sich und Mieron. Sein Vorteil war die Schnelligkeit, aber Mieron sollte seine Kraft besser nicht unterschätzen. Ichiru bleckte die bereits verlängerten Fangzähne, sie waren länger als die von Mieron. Die Reißzähne eines Vampirs. Eines bluthungrigen Vampirs.
Auch Ichiru war jetzt nicht mehr ganz er selbst, er war lange nicht mehr auf der Jagd gewesen. Auch wenn Mierons Blut beinahe abstoßend roch, ließ es ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und er die keine Gestaltwandlerin...

Lacrima, die eigentlich noch in das Gespräch mit Silura vertieft war, sah auf als Mieron die Kleine hochhob. Sie konnte es nicht glauben. Warum war er so zu ihr? Hatte er doch eine so weiche Seite? Ihr gegenüber gewiss nicht. Er wollte doch nur Lacrimas Blut trinken und sah nur Beute in ihr. Und er würde auf einen perfekten Zeitpunkt warten um sie dann zu töten, es war nur eine Frage der Zeit.
Aber die Kleine hatte wohl sein Herz erweicht, einfach so. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in Lacrima auf, das sie vorher nie gespürt hatte und das sie nicht zuordnen konnte. Was war dieses Gefühl? Lacrima schüttelte den Kopf und drängte es zurück.
Lacrima spannte sich an, als sie merkte wie sich die Spannung im Raum immer mehr zuspitzte. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut. Es drohte zu eskalieren. Und so kam es auch.
Sekunden später hatte Mieron die Beherrschung verloren, und war nun ganz der Dämon. Kurz zuckte ihr Blick zu Silura. Nein, sie hatte dafür jetzt keine Zeit, rücksicht auf sie zu nehmen. Aber wenn ihr etwas passierte? Silura würde wohl dort hin laufen und versuchen Mieron zu beruhigen, das könnte ihr Todeurteil sein. Sie beschloss einfach Silura im Auge zu behalten.
Ihre Aufmerksamkeit aber lag jetzt bei Mieron und seinem Bruder. Würden sie sich umbringen?

Hört auf!! Sofort!

Schrie sie, und ihre Stimme überschlug sich ein paar mal, und hallte noch lange in ihren Ohren nach.

Mieron, komm zu dir! Du willst doch nicht deinen Bruder töten! Ich weiß das du das nicht willst... Ich weiß nicht was euer Problem ist, aber bitte lasst es!

Insgeheim hatte sie Angst davor das einer anfangen würde zu bluten, denn sie hatte Wochen nichts getrunken. Wochen! Und ihre Beherrschung war so gut wie am Ende.
Und außerdem, sie wusste sowas von überhaupt nicht wieso, wollte sie nicht das Mieron starb oder schwer verletzt wurde. Etwa sin ihr wollte das nicht zulassen. Es war wirklich zum verrückt werden. Ihren anscheinend größten Feind, der der sie töten wollte wollte sie wirklich helfen und beschützen.
Was war los mit ihr?!

Mieron kam wieder zu Sinnen und gab die Kampfeshaltung auf. Sofort nachdem er die Kontrolle wieder zurückerlangt hatte wusste er, was los war. Die Sonne war eben untergegangen. Er löste die Spannung unter der sein Körper stand und wich dem Blick seines Bruders aus. Doch irgendetwas gefiel ihm nicht.
Der Blick seines Bruders schien gieriger zu werden. Die Gestaltwandlerin! In ungekannter Schnelligkeit stand er vor ihr und schubste sie mit dem Fuß in Richtung Tür.

Geh!

herrschte er sie an, doch die Besorgtheit in seiner Stimme war nicht zu überhören, sein Blick war immernoch wachsam auf seinen Bruder gerichtet.

Aber...du kommst doch später nach...oder? Versprich es mir...

Mieron sah die Kleine nicht an und schob sie weiter zur Tür.

Geh!

Sagte er erneut und seine Stimme bebte vor Angst um die Kleine.
Endlich hörte das Mädchen auf ihn und macchte sich auf den Weg zur Tür.

Lacrima beobachtete nebenbei wie Mieron Silura aus dem Zimmer schubste. Wahrscheinlich war es das Beste so. Allerdings behielt sie seinen Bruder wachsam im Auge, sie hatte das Gefühl das man ihm jetzt nicht trauen dufte geschweige denn aus den Augen lassen durfte, da sonst etwas passieren würde.
Sollte sie Mieron helfen falls es wirklich zu einem Kampf kam? Es sah jedenfalls danach aus. Ob es eine Sache zwichen den beiden war? Automatisch spannte Lacrima sich an. Sie ging in eine gebückte Kauerhaltung und knurrte. Es war wohl mehr reflex, um sich zu wehren falls sie da mit reingezogen wurde, und um dazwischen zu gehen wenn es wirklich total eskalieren sollte. Zur Not konnte sie auch ihre Gabe einsetzen.

Mieron, soll ich bleiben oder gehen?,

fragte sie, und unterschwellig schwang immer noch ein leises Knurren mit.

Plötzlich ging die Vampirin dazwischen und Ichiru schnaubte ärgerlich. Über seinen harten, in einem gewissen Sinne jedoch beinahe wahnsinnigen Gesichtsausdruck legte sich ein süffisantes Lächeln. Mieron schien durch die Vampirin wieder zur Besinnung gekommen zu sein, dennoch ließ Ichiru ihn nicht aus den Augen, genauso war es umgekehrt. Sein Lächeln wich einer hasserfüllten Miene, als Mieron die Gestaltwandlerin aus dem Zimmer schickte. Wie fürsorglich er doch war… Ein besorgter Dämon.
Ichiru lachte leise, zynisch.

Lass sie doch hier, da lernt sie gleich etwas fürs Leben… nämlich, dass es nur mit dem Tod enden kann…

Zischte er gehässig. Auf die Vampirin achtete er gar nicht mehr, sie hatte irgendetwas eingeworfen, doch seine Augen ruhten allein auf Mieron.

Mieron hatte keine Lust auf Ichirus Zynismus etwas zu erwiedern, stattdessen sah er immernoch zu der kleinen Gestaltwandlerin, die jetzt stehen geblieben war und ihn aus großen Augen heraus ansah. Irgenwie erinnerte sie ihn an... Naito...
Dieser Vergleich tat seinem Verstand ganz und gar nicht gut, doch er kam nicht darum herum, ihn anzustellen. Auf Lacrimas frage, ob sie gehen oder bleiben sollte zischte er lediglich:

Geh! Und nimm Silura mit!!

Woher wusste er ihren Namen, er hatte ihn plötzlich im Ohr gehabt.

Mieron...

flüsterte die Kleine besorgt und ließ wieder zu ihm.

Lykara war jagen gegangen und hatte Silura alleine zurückgelassen. Sie machte sich nicht allzu große Sorgen um die Kleine, die kam schon zurecht. Auch wenn sie etwas an sich hatte, dass so... zerbrechlich wirkte, war eigentlich gerade das ihr größter Schutz... niemand könnte ihr etwas tun... selbst Mieron nicht. Mieron? Wieso sollte der sich davon aufhalten lassen, dass Lu so süß war? Doch aus irgendeinem Grund wusste Lykara genau, dass er ihr nichts tun würde, wenn er wider erwarten nach Hause kommen würde.
Wahrscheinlich blieb er wieder einmal länger weg, so wie es seine Art war.